Menschen hautnah: Arbeiten bis ins Grab

Menschen hautnah: Arbeiten bis ins Grab

Plötzlich wird es in Berlin wieder heiß diskutiert: Die Renten sind zu niedrig. Selbst bei denen, die ein ganzes Leben gearbeitet haben, reicht es oft im Alter nicht. Die Folge: Immer mehr alte Menschen arbeiten weit über das 70. Lebensjahr hinaus. Hausfrauen, kleine Handwerker oder Langzeitarbeitslose trifft es besonders stark, weil sie Lücken in der Erwerbsbiografie haben. 'Das Niveau der gesetzlichen Rente wird in den nächsten Jahrzehnten so stark absacken, dass es für ein auskömmliches Leben im Alter nicht mehr reichen wird', so warnt auch der offizielle Rentenbericht. Detlef Bichler, 69, zum Beispiel, arbeitet noch täglich auf dem Bau. Obwohl der Rücken schmerzt und er sich seinen Lebensabend eigentlich anders vorgestellt hat. Ein Schicksalsschlag in der Familie zwingt ihn, monatlich mindestens 2000 Euro zu verdienen. Rücksicht auf sein Alter wird nicht genommen - die Termine auf dem Bau sind eng und müssen eingehalten werden. Rosemarie Czerwonsky ist 72 und hat mehrere Magenoperationen hinter sich, arbeitet aber täglich als Putzfrau. Aus finanziellen Gründen müsste sie eigentlich nicht jede Nacht um drei aufstehen, aber die ehemalige Straßenbahnfahrerin will auch heute noch etwas zu tun haben und anerkannt sein. Ihre Freundinnen finden das ein bisschen verrückt. Günther Hüsgen, 72, würde gern zu Hause bleiben und seinen kaputten Rücken pflegen, aber seine Rente ist zu knapp. Mit 782 Euro im Monat gilt er in Deutschland zwar als arm, doch für einen Mietzuschuss oder Gebührenbefreiung ist es zuviel. Deswegen arbeitet er als Gärtner für 400 Euro bei einem Industriebetrieb und tauscht seine Arbeitskraft gegen Naturalien bei Nachbarn ein. Sein Arzt rät ihm dringend aufzuhören, doch das kann er sich nicht leisten. Menschen hautnah Autor Marcus Weller musste immer wieder Dreharbeiten absagen, weil Arbeitgeber nicht gefilmt werden wollten oder die Mitwirkenden erkrankt waren.

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