Meine Tante aus Fukushima

Meine Tante aus Fukushima

Es war der Super-GAU schlechthin. Am 11. März 2011 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 9 große Teile Japans. Der anschließende Tsunami führte im Atomkraftwerk Fukushima zu einer Kernschmelze. Große Mengen radioaktiver Stoffe traten ans Freie und verseuchten weite Landstriche. Tausende Menschen der nahegelegenen Stadt Namie mussten zwangsevakuiert werden. Unter ihnen auch die Geschäftsfrau Kuniko, die zu dieser Zeit in Namie einen Hochzeitssalon, ein Bestattungsunternehmen und eine Bäckerei unterhielt. Fünf Monate nach der Katastrophe macht sich die in London lebende Kyoko auf den Weg nach Japan. Die junge Regisseurin möchte einen Film über ihre Tante machen und deren Umgang mit den Ereignissen. Kuniko, eine quirlige, ältere Frau, scheint trotz der schrecklichen Ereignisse ihren Lebensmut nicht verloren zu haben. Inmitten der verwüsteten und verlassenen Stadt sucht sie im Strahlenanzug ihre zerstörten Geschäfte auf. Ihr Optimismus scheint ungebrochen: Sie hofft darauf, bald schon, gemeinsam mit ihrem Mann, in ihre Heimatstadt zurückkehren zu können. Während man die beiden Frauen begleitet, erfährt man vieles über die Vergangenheit: über die Zeit vor dem Bau des Kraftwerks, über den Druck, den die Behörden und der Atom-Betreiber TEPCO auf widerwillige Bürger ausübten und über die hohen Erwartungen, die mit der Fertigstellung des AKWs verbunden waren. Aussagekräftige Archivaufnahmen ergänzen die persönlichen Kommentare. So werden beispielsweise Privatvideos aus jener Zeit gezeigt, die die Idylle der kleinen Küstenstadt vermitteln. Es kommen auch Werbefilme der Atomenergie-Industrie zum Einsatz, die auf exemplarische Weise die Lüge der vermeintlichen Sicherheit von atomarer Energie verdeutlichen. Die alptraumhaften Bilder der zerstörten Stadt kontrastieren mit dem Frohsinn und der Leichtigkeit Kunikos. Doch angesichts der zermürbenden Zustände, wird im Laufe des Films aus der lebensfrohen Tante eine nachdenkliche und gebrochene Frau. Die persönliche Krise wird zum Sinnbild für die nationale Krise, der sich die japanische Gesellschaft ausgesetzt sieht. 'Meine Tante aus Fukushima' ist eine WDR-Koproduktion mit Inselfilm Produktion, gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW.

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