Mein letztes Jahr als Fußgängerin

Mein letztes Jahr als Fußgängerin

Yvonne Weindel ist eine starke Frau. Sie tanzte an der renommierten Palucca-Schule und wurde später Journalistin. Sie arbeitete für Arte im Ausland, schrieb für die "Zeit" und ist jetzt Theater-Pädagogin am Theater der Jungen Welt Leipzig. Ganz nebenbei ist sie glücklich verheiratet und hat drei Kinder. Eigentlich könnte man sagen, sie hat sehr viel Glück gehabt in ihrem Leben.

Doch das Glück scheint aufgebraucht: Vor zwei Jahren diagnostizierten die Ärzte bei der 41-Jährigen Amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS. Eine in Deutschland eher noch unbekannte Krankheit. Sie wurde bekannter, als eine Welle von Videos, in denen sich Menschen Eiswasser über den Kopf kippten, durch das Internet schwappte. Auch Yvonne Weindel machte mit. Wie viele andere wollte sie Geld sammeln, Geld für die Forschung.

Doch bis heute ist ALS unheilbar. Und die Krankheit ist gnadenlos. Stück für Stück verliert Yvonne Weindel die Kontrolle über ihren Körper. Es begann mit der rechten Hand und setzte sich fort über den ganzen Arm. Jetzt geht es auf der linken Seite los, ihre Sprachmuskeln wollen auch schon nicht mehr richtig gehorchen. Die Prognose der Ärzte: Nächstes Jahr wird sie im Rollstuhl sitzen. Irgendwann geht gar nichts mehr - und sie ist gefangen in ihrem Körper.

Yvonne Weindel versucht, ihr Leben weiter in den gewohnten Bahnen zu halten. Irgendwie scheint sie viele Dinge freihändig zu erledigen. Aber immer wieder holt sie die Krankheit ein, sei es beim Schnürsenkel binden, bei dem ihre Kinder helfen müssen. Auch beim Haare kämmen, Frühstück machen und Anziehen braucht sie Hilfe. Für die dreifache Mutter eine schwierige Situation. Doch Yvonne Weindel lässt sich ihren Lebensmut nicht nehmen, sie setzt sich weiterhin Ziele. Sie will beim ersten Gastspiel ihrer Theatergruppe dabei sein und auch sonst weiter im Leben stehen, das ihr immer mehr entgleitet.

Der Film von Andre Berthold erzählt die Geschichte einer Frau, deren Schicksaal feststeht. Er gibt Einblicke in ihre Gefühlswelt und zeigt ungeschminkt, welche Folgen ALS hat.

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