Meere, Mauern, Mauscheleien - Europas Kulturhauptstädte 2018

Meere, Mauern, Mauscheleien - Europas Kulturhauptstädte 2018

Europa zwischen Friesland und Malta - das Kulturhauptstadtjahr spannt einen weiten Bogen zwischen alten Handelsregionen. Eine Reise in die beiden Kulturhauptstädte 2018.

Leuwaarden ist eine der beiden europäischen Kulturhauptstädte 2018. Genau genommen nicht nur Leeuwarden, sondern die Region Friesland. Elf holländische Städte präsentieren sich unter dem Motto "Trau Dich!". Die andere Kulturhauptstadt ist Valletta auf Malta.

Anders als die Vorgänger mit teils internationalen Kuratoren und großen "Acts", beflügeln die Friesen sich gegenseitig, bauen auf Initiativen und Ideen von Bürgern und lokalen Künstlern, setzen auf Behutsamkeit, Charme und Poesie - und natürlich auf die berühmtesten Kinder der Stadt: Mata Hari, die bis heute rätselhafte Tänzerin und Spionin, sowie M. C. Escher, grafischer Künstler und Schöpfer unmöglicher Figuren.

Im Blick auch: die Poesie der Kartoffel. Schon seit vielen Jahren - und längst vor der diesjährigen Partnerschaft mit der Stadt Valletta - besteht ein "potatoepoetischer" Austausch mit Malta. Poeten am Mittelmeer sowie an der Nordsee erzählen Geschichten, die auf die eine oder andere Weise Erdäpfel betrachten. Eine unter ihnen ist die Sorte "Valetta".

An Vergangenheit mangelt es der zweiten Kulturhauptstadt Valletta nicht - Maltas Hauptstadt wurde bereits 1980 wegen ihrer vielen historischen Bauwerke ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen - nur Gegenwart und Zukunft der kleinen Inselrepublik machen dann doch Kopfzerbrechen.

Spätestens seit dem Mord an der Investigativ-Journalistin und Bloggerin Daphne Caruana Galizia im Oktober 2017 steht Malta als Steuerparadies, Mafia-Hochburg und Korruptionsmoloch am Pranger. Mit millionenschweren Investitionen im Kulturbereich will Valletta 2018 - mit gerade mal 6000 Einwohnern die bislang kleinste europäische Kulturhauptstadt - ein Gegenbild kreieren und dem restlichen Europa zeigen, dass es von den unbeugsamen Insulanern durchaus etwas lernen kann.

Zum Beispiel in Sachen Integration - der Johanniter-Orden sorgte schon früh dafür, dass Valletta zu einem echten kulturellen Schmelztiegel wurde -, bei Migration oder Stadtraumverdichtung: Keine Region Europas ist dichter besiedelt. Während Vallettas Glanzzeiten verdienten die nicht immer keuschen Ordensritter mit dem Export seltener Potenzpilze, heute verkauft die Inselrepublik EU-Pässe an Superreiche aus aller Welt. Unbestreitbar hatten die traditionsbewussten Malteser schon immer ein großes Talent dafür, sich neu zu erfinden. Warum also nicht als kleinste europäische Kulturnation? Der nächste Transformationsprozess hat bereits begonnen.

Die Dokumentation porträtiert die beiden Städte und ihre spezifische Kultur anhand einiger Highlights des Kulturhauptstadtjahres 2018.

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