MDR Zeitreise Spezial

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Die dreiteilige Dokumentation "Buna, Leuna & Co" beleuchtet die wechselvolle Geschichte des Chemiedreiecks in Mitteldeutschland: Ammoniak und Salpeter, synthetisches "Leuna-Benzin" erzeugt in damals modernsten Hochdruckanlagen. In den dreißiger Jahren wurden aus den exportorientierten Chemie-Unternehmen der I.G. Farben Unterstützer und Mittäter der Nationalsoziallisten. Nach dem Krieg sollte dann mit der Parole "Chemie gibt Wohlstand, Brot und Schönheit" die "Chemisierung der Volkswirtschaft" vorangetrieben werden. Mit fatalen Folgen für die Umwelt. Die Wende 1989 bedeutete für Schkopau, Leuna, Wolfen, Bitterfeld, Piesteritz, also das Chemierevier, das Aus. Arbeitslosigkeit und Abriss bedrohten die gesamte Region. Und doch wird heute hier wieder mit hochmoderner Technik erfolgreich produziert.

"Bau auf! Westarbeiter in der DDR" erzählt dagegen von einer Baustelle der Superlative: Im Buna-Komplex entstand von 1976 bis 1980 das modernste PVC-Werk Europas. Was die wenigsten DDR-Bürger gewusst haben dürften: Finanziert wurde der Bau mit einem 1,3 Milliarden-Kredit aus dem Westen und fast ein Drittel der 9.000 Bauarbeiter, Monteure und Ingenieure kamen aus der Bundesrepublik. Die Männer pendelten jede Woche ins Chemiedreieck, manche nahmen sogar ihre Familien mit in den Osten, zum Beispiel in die Plattenbausiedlung Halle-Süd. Ein gutes Geschäft für beide Seiten: Die Westdeutschen bauen die Anlage, die DDR zahlt ihre Schulden in Form von PVC-Lieferungen ab. Der Film von Gerd Gerlach zeichnet die Entstehungsgeschichte nach und lässt die Macher von damals zu Wort kommen. Etwa den Bauingenieur Theo Wacker, für den das Werk das Projekt seines Lebens war. Und die Dittmars, die einen kleinen Lebensmittelladen betrieben und mit dem Verkauf an die westdeutschen Arbeiter den Grundstein für ihr eigenes kleines Hotel legen konnten.

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