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An der Danziger Bucht lässt es sich gut leben: auf der einen Seite endlose Strände und imposante Bäderarchitektur im Seebad Sopot, auf der anderen Seite die stolze Stadt Danzig, das heutige Gdansk, dessen Gassen und Plätze an die goldenen Zeiten der Hanse erinnern. Jeder Platz, jede Straße, jede Ecke atmet hier Geschichte.
Weiße Strände, feinster Sand: Die Halbinsel Hel ist das Surf- und Urlaubsparadies, aber auch hier finden sich an den Stränden die Spuren des Zweiten Weltkrieges. Bunker erzählen die dramatische Geschichte von der einst strategisch wichtigen und hart umkämpften Insel. Eine der größten Anlagen ist die Geschützstellung Schleswig-Holstein, 1941 von der deutschen Wehrmacht errichtet, Tausende Tonnen Stahlbeton im Küstenwald. Nur sehr wenige Menschen haben Zutritt. Piotr Lisakowski ist einer von ihnen. Einmal die Woche besucht er die dunklen und feuchten Anlagen. Zehn Quadratmeter hat er hier gemietet. Darin lagern mehrere bis zu 120 Kilogramm schwere Fässer mit Sprotten aus der Bucht: Ganz langsam reifen die kleinen Ostseefische im sechs bis zwölf Grad kühlen Bunker zu einer pikant-salzigen Delikatesse heran. Fermentiert und anschließend von der ganzen Familie liebevoll filetiert, werden sie zu Anchovis.
Im Seniorenzentrum auf dem Bischofsberg, dem Biskupia Górka, sind alle in Hochstimmung. Für ihre Party haben die Bewohner Wirginia Szmyt alias DJ Wika gebucht. Sie gilt mit ihren 85 Jahren als die älteste Auflegerin Polens, höchstwahrscheinlich sogar Europas. Die gelernte Sonderpädagogin kümmerte sich früher um straffällige Jugendliche. Erst im Rentenalter begann sie, Musik aufzulegen. Mehr als 50 Mal im Jahr wird Wika als DJ gebucht. Ihr Job führte sie bis nach Budapest, London und Prag mit Auftritten vor 10.000 Menschen. DJ Wika bittet nicht zum Seniorentanz: Ihre Sets sind auch in der coolen Location der ehemaligen Leninwerft gefragt bei einem Publikum in der Altersklasse von Wirginias Enkeln oder Urenkeln.
Die Küste mit dem Inland zu verbinden, das war der Traum der Ingenieure vor über 180 Jahren. Der knapp 130 Kilometer lange Oberländische Kanal sollte die Lösung sein. Aber wie überwindet man einen Höhenunterschied von 100 Metern? Der Königsberger Baurat Georg Steenke entwickelte ein System, das 1860 zur Vollendung kam: Per Rollwagen werden die Schiffe einfach den Berg hoch- und wieder hinuntergezogen. Andrzej Galezowski setzt das System aus Zahnrädern und einer Wassermühle in Gang, das die langen Stahlseile zieht. Seit 30 Jahren arbeitet er nun schon in der Maschinenhalle wie zuvor sein Vater und Großvater. Bis heute funktioniert die Schiffstransportanlage anstandslos, nur die Bootsbesatzungen muss die Mannschaft der Anlage unbedingt streng im Auge behalten.
Der Artushof in Danzig gilt als Wahrzeichen und prunkvollstes Gebäude der Stadt. Einst traf sich in diesem Haus die mächtige Gilde der Hansekaufleute, um zu beraten, zu speisen und zu feiern. Die Modellschiffe, die in der Halle hängen, waren meist Vorlagen für große Schiffsbauten, die im Auftrag der Reeder und Kaufleute entstanden. Sie haben die Zeit im Artushof überdauert. So wie der Heilige Jakob, eine Galeone aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Staubwischen ist die wichtigste Aufgabe des Restaurators Marek Parczynski. Mit Tupfer und einem Arsenal an Pinzetten und Pinseln arbeitet er sich durch die maritime Geschichte der Danziger Bucht.

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