Luxus-Hotel auf Achse
Mit diesem Zug reisten Kaiser, Spione und die europäische Oberschicht. Die britische Königsfamilie nutzte ihn für Staatsbesuche. Die deutsche Kapitulation nach dem ersten Weltkrieg wurde hier unterschrieben. Und im Film 'Liebesgrüße aus Moskau' fuhr ein gewisser James Bond alias Sean Connery darin von Istanbul nach London. Der Orientexpress war seit seiner Jungfernfahrt im Jahr 1883 mehr als nur ein luxuriöses Verkehrsmittel: Er war glänzende Bühne großer Inszenierungen jedweder Art. Jetzt ist der Orientexpress zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren wieder in Deutschland unterwegs. Wie damals können zahlungskräftige Passagiere eine Reise im Luxuszug genießen, wenn sie sich denn einmal etwas Besonderes gönnen wollen. Wie Herr und Frau Lüdecke, die eine dreitägige Fahrt von Berlin über die Alpen nach Venedig gebucht haben. Der Wagen, in dem Ehepaar Lüdecke aus Berlin sein Haupt bettet, inspirierte übrigens Agatha Christie zu ihrem berühmten Roman 'Mord im Orient-Express'. Doch weit entfernt von solchen Exzessen gibt es im Orientexpress höchstens mörderisch viel zu futtern, vom Feinsten versteht sich: Der 'Five o'clock Tea' und die Fünf-Gänge-Menüs kommen auf Tafelsilber und edlem Porzellan. Dazwischen lassen sich die deutsche Tiefebene und das Alpenpanorama bestaunen. Der Butler heizt morgens den Ofen fürs Rasierwasser und serviert den 'Early Morning Tea' ans Bett. Und natürlich wird zum Lunch nicht Rindsroulade, sondern Filet de Rascasse roti und als Dessert Creme Anglaise au Chocolat serviert; der Orientexpress ist halt ein Luxushotel auf Rädern. Selbst die Lokführer genießen die Fahrt. Auf ihrem Führerstand gibt es zwar nur Leberwurstbrot und Tee aus der Thermoskanne. Aber einmal den König der Züge zu fahren, empfinden auch die Männer an der Zugspitze als Privileg.