Luthers Erben auf verlorenem Posten

Luthers Erben auf verlorenem Posten

Irgendwie können sie einem leidtun, die Protestanten. Da stehen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck zwei Protestanten an der Spitze dieses Staates, und doch redet alle Welt von den Katholiken. Der eine Papst tritt zurück - dann kommt ein neuer mit all dem vatikanischen Brimborium, beherrscht die Schlagzeilen. Klar doch - so eine Papstwahl mit Konklave und weißem Rauch ist doch viel medienwirksamer ist als Luthers strenges Erbe. Natürlich: 2017 feiern wir alle 500 Jahre Reformation. Auf dem Weg dahin haben die Evangelischen Kirchen jedes Jahr unter ein anderes Motto gestellt - 2013 gilt das Jahr der Toleranz. Aber das große Medienecho bekommen sie trotzdem nicht hin. Eben doch kein Vergleich zu einer Papstwahl, bei der ein rostiger Schornstein weltweit für mehr Aufmerksamkeit sorgt zog als jeder Appell der EKD zu mehr sozialer Gerechtigkeit oder Toleranz in der Gesellschaft. Als ob das nicht reichte, hat ihnen nun Papst Franziskus mit seiner Absage an Prunk und Pomp auch in dem eigentlich protestantischen Metier der Schlichtheit die Show gestohlen. Sicherlich leisten nach wie vor viele evangelische Menschen hervorragende Arbeit in Kirchengemeinden oder am Krankenbett, in Kindergärten oder Asylbewerberheimen. Doch medial scheinen sie unsichtbar. Zum anderen wird ihre Anzahl auch real immer weniger. Wo sind also die Protestanten? Wie kommen sie raus aus dem Schatten der katholischen Kirche und der freikirchlichen Konkurrenz? Wie sieht eigentlich ein protestantisches Profil aus? Mit diesen Fragen konfrontiert „Horizonte“ den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses i. R. Nikolaus Schneider.

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