Lohnsklaven im Norden

Lohnsklaven im Norden

Eine Frau in einem schwarzen Kleinbus mit abgedunkelten Scheiben fährt durch Niedersachsen. Ihr Ziel: Sie sucht rumänische Arbeiter in den Schlacht - und Geflügelbetrieben, die in verkommenen Wohnunterkünften untergebracht sind und zu unmenschlichen Bedingungen arbeiten müssen. Daniela Reim will das verhindern und fährt mit ihrem Bus von Wohnung zu Wohnung. Auch sie ist Rumänin, spricht fließend Deutsch. Die Arbeiter nennen sie "Engel".

Die 43-Jährige ist seit drei Jahren in Oldenburg Leiterin der Beratungsstelle für mobile Beschäftigte in Niedersachsen und hilft den Arbeitern. Sie kämpft mit voller Leidenschaft gegen moderne Sklaverei mit Osteuropäern, die sich für Dumpinglöhne in den Schlachtbetrieben verdingen müssen.

NDR Filmemacher Esra Özer und Nikolas Migut begleiteten sie über mehrere Monate lang bei ihrer Arbeit. In einer Wohngemeinschaft begegnen sie rumänischen Arbeitern, die sich über Abzüge auf ihrer Lohnabrechnung beklagen. Der Chef der Geflügelfirma ist vor Ort und wird laut: "Macht sofort die Kamera aus, hier wird nicht gedreht."

Kurze Zeit später stellt er sich doch der Kritik und gibt persönlich eine Wohnungsführung. Ein seltener Einblick. Daniela Reim erstreitet dabei das Recht der Arbeiter, fordert, dass sie von ihrem Chef ausbezahlt werden. Denn viele der Arbeiter halten es hierzulande nicht mehr aus. Immer mehr von ihnen geben auf und wollen zurück in ihre Heimat Rumänien.

Auch das Filmteam hat Begegnungen mit vielen Arbeitern und jungen Familien, die oft mit leeren Händen nach Rumänien zurückkehren. Denn statt dem eigentlich verdienten Lohn werden den Arbeitern für einen Schlafplatz in einem Mehrbettzimmer in der Regel 300 Euro pro Monat berechnet. Eine gängige Methode, den Mindestlohn zu drücken. Überstunden - und Nachtzuschlag gibt es nicht. Oft sind die Arbeiter an abgeschiedenen Orten untergebracht. Lange Arbeitswege sind die Regel. Ein Sammeltransport, organisiert vom Arbeitgeber, ist üblich in der Szene und wird bis zu 100 Euro monatlich pro Person abgerechnet. So seien Abzüge von insgesamt 500 Euro und mehr im Monat keine Seltenheit, beklagt Daniela Reim.

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