Kunst muss raus

Kunst muss raus

Kunst und KulturD  

Für Kunst im öffentlichen Raum gelten andere Regeln als hinter den geschützten Mauern der Museen. Wie muss eine Arbeit gestaltet sein, die womöglich über Jahrzehnte an einem Ort stehen wird, was unterscheidet sie von einer kurzzeitigen Intervention? Warum suchen Künstler*innen überhaupt den öffentlichen Raum und wie gehen sie mit ihm um?
In dieser Folge der Reihe "Kunst muss raus" kommen drei Künstler zu Wort, die sich explizit mit den Themen Zeit und Raum in ihren Arbeiten beschäftigen.
Da sind Christo (1935 - 2020) und Jeanne-Claude (1935 - 2009), Gigastars der Kunstszene, die über Jahrzehnte gemeinsam mit gezielt auf kurze Zeit angelegten großen Events eine maximale Öffentlichkeit erreichen. Christo sucht auch als Witwer immer noch das authentische Erlebnis im öffentlichen Raum, wie etwa bei seiner Arbeit in London "The Mastaba".
Auch Mischa Kuball setzt bei seinen "Public Preposition" auf die erhöhte Aufmerksamkeit, die kurzzeitige Interventionen erzielen können. Der vielfach preisgekrönte deutsche Künstler arbeitet weltweit, oft mit Licht, nicht als Lichtkunst, sondern mit Licht als Medium, um Orte zu bezeichnen oder belegen. In Marl markiert Kuball mit Leuchtschrift öffentliche Gebäude, an denen man sich meist nur kurz aufhält. Oder er bereist mit einem Lkw, auf dem Leuchtschriften angebracht sind, Schloss Ludwigslust, sperrt damit die Zufahrt zum Schlossplatz für wenige Minuten. Eine künstlerische Protestaktion mit politischem Hintergrund.
Die Hamburger Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth recherchieren sehr intensiv die Orte, auf die ihre Werke reagieren. Wie etwa bei einer ihrer berühmtesten Arbeit "Tiger & Turtle", einer begehbaren Achterbahn auf einer Halde bei Duisburg. Die lockt viele Menschen als Ausflugsziel, ist zugleich eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Strukturwandel der Region. Oder ihre Arbeit in München, die "Freiham Folly": ein 21 Meter hoher Turm mit bunten Kupferplatten, eine undefinierbare Mischung aus katholischen Kirchentürmen und einem Minarett, der an der Grenze zwischen zwei Wohngebieten steht, einem bestehenden mit hohem Migrationsanteil und einem Neubaugebiet mit gehobenem Wohnstandard.

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