Knastmarathon - Schwere Jungs auf leichten Sohlen

Knastmarathon - Schwere Jungs auf leichten Sohlen

'Marathongruppe raustreten!', ertönt es aus den Lautsprechern der JVA Wittlich. Was dann geschieht, wirkt für einen Knast etwas seltsam. Männer in Trainingsauszügen und Joggingschuhen marschieren durch die Gefängnishallen. Unten im Hof der JVA treffen sie sich, eine kurze Einweisung, dann geht es los. Viel Platz ist nicht - 300 Meter misst die Hausstrecke. Wer hier lange laufen will, für den gilt: immer im Kreis - und immer an der Wand entlang. So geht das jetzt schon einige Wochen. Die zehn, die hier laufen, haben ein gemeinsames Ziel: Sie trainieren für einen Marathonlauf, der demnächst in der JVA Darmstadt-Eberstadt stattfinden wird. Rainer Schuler, der Personalchef des Wittlicher Knasts und gleichzeitig der Marathontrainer der Häftlinge, hatte die Idee zu dem Projekt. Er möchte den Gefangenen ein Ziel vorgeben, das sie dann auch erreichen. Marathon als therapeutische Maßnahme. Doch der Knast-Alltag zeigt: Das ist gar nicht so einfach. Kai Schäfer ist einer der Läufer: Mitte dreißig, jahrelang war er heroinsüchtig, verurteilt wegen Betrugs. Kriminell sei er schon sein Leben lang, gibt er preis, und dass das Laufen ihm ein gutes Gefühl von eigener Stärke gebe, etwas, das echt und nicht nur vorgetäuscht sei, wie damals bei den Drogen, die er genommen habe. Und das bestärke ihn, weiterzumachen. Ein anderer ergänzt: Man könne große Ziele erreichen, wenn man nur wolle. Marathon als Therapie? Bei einigen Gefangenen scheint es - zumindest ansatzweise - zu funktionieren. Filmautor Edgar Verheyen hat die besondere Gefangenen-Laufgruppe vier Monate lang, bis zum großen Marathon in Darmstadt, mit der Kamera begleitet.

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