Kleine Tricks

Sommer in der polnischen Provinz. Der kleine Stefek und seine beinahe erwachsene Schwester Elka sind ohne Vater aufgewachsen. Dieser hat die Familie kurz vor Stefeks Geburt verlassen und mit einer anderen Frau in einer grösseren Stadt eine Existenz aufgebaut. Während die verträumte Elka sich damit abgefunden hat und mit Freund Jerzy und einer Arbeit im Erwachsenenleben Fuss zu fassen sucht, beschäftigt den introvertierten Stefek das Thema sehr. Elka und Jerzy kümmern sich - so gut sie können - um den Kleinen. Er darf mit Jerzy auf ausgedehnte Motorradtouren, und Elka zeigt ihm immer wieder, wie er das Schicksal mit kleinen Tricks herausfordern kann. Für Elka ist das Spiel mit dem Glück ein nonchalanter Zeitvertreib, für Stefek hingegen eine weitaus ernstere Angelegenheit. Häufig treibt er sich allein an den Bahngleisen herum und spielt Schicksal, dazu stellt er etwa seine Spielzeugsoldaten auf die Gleise und hofft, dass sie dem Fahrtwind des darüber hinwegbrausenden Zuges trotzen. Eines Tages glaubt er auf dem Bahnhofsperron in einem der Pendler den Vater wiederzuerkennen, den er nur von einem fast unkenntlichen Foto her kennt. Er ist nahe daran, ihn anzusprechen, doch seine Schwester hält ihn davon ab und behauptet, der Mann sei gar nicht ihr Vater. Doch Stefeks Ehrgeiz ist angestachelt: Er will dem Schicksal nachhelfen und mit einigen Tricks eine Familienzusammenführung doch noch möglich machen. Die dritte Regiearbeit des polnischen Regisseurs Andrzej Jakimowski fängt in beinahe schwebenden Bildern die träg-heisse Atmosphäre eines Sommers auf dem polnischen Land ein. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Geschwisterpaar, das mit fantasiereichen Ritualen und den titelgebenden Tricks den gleichförmigen Alltag in der Provinz meistert. Elka und Stefek stehen sich trotz grossem Altersunterschied nahe, sie ist für ihn die wichtigste erwachsene Vertrauensperson, denn die alleinerziehenden Mutter arbeitet viel, um die kleine Familie durchzubringen, und den Vater hat er nie kennen gelernt.