KEINVATERLAND

KEINVATERLAND

14 Jahre ist sie alt, als Semiya Simsek mitten in der Nacht ins Krankenhaus zu ihrem schwer verletzten Vater gebracht wird. Neun Schüsse wurden auf Enver Simsek abgegeben. Der Verdacht richtet sich zunächst gegen die Verwandten des Opfers, die Polizei nimmt Speichelproben, auch von Semiya Simsek. Von einer rechtsextremen Tat spricht im Jahr 2000 niemand. Erst elf Jahre nach dem Mord kommt die brutale Wahrheit ans Licht. Ihr Vater war das erste Mordopfer des 'Nationalsozialistischen Untergrunds' (NSU), auch als Zwickauer Terrorzelle bekannt. Die Mitglieder hießen Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe. Bundeskanzlerin Angela Merkel verspricht, man werde alles tun, um die Hintergründe aufzuklären. Doch kann Deutschland noch eine Heimat sein für Semiya Simsek? Der Umgang mit den Angehörigen, die Nachrichten über geschredderte Akten, das Kompetenzgerangel des Verfassungsschutzes und die Durchsetzung der rechtsextremen Szene mit V-Leuten haben in ihr tiefe Zweifel an dem Aufklärungswillen der Behörden geweckt. Ihr Vater ist in seinem Geburtsort in der Türkei beigesetzt worden, ganz in der Nähe lebt auch sie inzwischen. Die Dokumentation 'KEINVATERLAND' erzählt die Geschichte von Semiya Simsek. Die Autoren Katja und Clemens Riha besuchen die junge Frau in der Türkei und begleiten sie am ersten Tag des Prozesses gegen das 'NSU'-Mitglied Beate Zschäpe. Semiya Simsek ist Nebenklägerin in diesem Prozess. Der Film stellt Fragen, zum Beispiel: Was bedeutet es, wenn eine rechtsextreme Terrorzelle mitten in unserer Gesellschaft agieren kann - ungeahndet, über viele Jahre? Semiya Simsek muss damit leben, dass das Land, in dem sie aufgewachsen ist, vielleicht nicht mehr ihre Heimat sein kann. Im Anschluss, um 22.55 Uhr, beschreibt die Dokumentation 'Brauner Terror - Blinder Staat' den Werdegang der Zwickauer Terrorzelle und dokumentiert das Scheitern der Ermittlungsbehörden.

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