Keine Fahrscheine, bitte!

Keine Fahrscheine, bitte!

Halle leidet wie keine andere mitteldeutsche Region unter verstopften Zubringerstraßen, an denen die Stickoxidbelastung dauerhaft Höchstwerte überschreitet. Angesichts der hohen Luftverschmutzung wären weniger Autos für viele Bewohner eine echte Verbesserung der Lebensqualität. Für die Pendler andererseits wären gute, preiswerte Verkehrsmittel eine echte Erleichterung.

Spätestens seitdem viele Städte gezwungen sind, klimafreundlichere Lösungen für den Verkehr zu finden, Alternativen zu Fahrverboten, Feinstaub und drohendem Verkehrskollaps, ist die Diskussion um besseren oder kostenlosen öffentlichen Nahverkehr aktuell. Die Vorstellung, statt Tickets zu kaufen einfach in Bahn oder Bus einzusteigen und loszufahren, klingt verlockend.

Doch was würde das bedeuten? Beim Mitteldeutschen Verkehrsverbund wird das Thema unter dem Schlagwort "Bürgerticket" diskutiert. Eine Umfrage unter Leipzigern ergab, dass 78% auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen würden, wenn die Nutzung kostenlos wäre. Auch in Halle und Erfurt ist die kostenlose Nutzung von Bus und Bahn Thema.

Mehr Fahrzeuge müssten wohl angeschafft werden. Doch die größte Herausforderung neben der Aufrüstung der Verkehrsmittel und -wege: die Finanzierung. Welche Möglichkeiten gäbe es, ein solches Projekt zu stemmen? Wo würden finanzielle Kapazitäten frei? Was muss die Politik dafür tun? Und kann man überhaupt alles an den Kosten aufziehen?

Im brandenburgischen Templin wurde der fahrscheinfreie Nahverkehr 1998 eingeführt. Mit enormen Erfolg. Die Fahrgastzahlen sind seitdem sieben Mal so hoch. Und die Stadt schätzt, dass dadurch etwa 15 Prozent weniger Autos in der Stadt unterwegs sind. Sind die Templiner Erfahrungen übertragbar auf die Städte in Mitteldeutschland? Welche Zukunftsmodelle finden andere europäische Städte?

Der Film begleitet von Straßenlärm und Feinstaubbelastung betroffene Städtebewohner in Halle und eine Pendlerfamilie in Erfurt und zeigt auf, welche Chancen ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr bieten würde und welche Folgen das für unser Zusammenleben hätte. Im Anschluss diskutieren zu diesem Thema im MDR Bürger und Experten bei "Fakt ist! - Bürgertalk".

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