Kampf um den Vatikan

Kampf um den Vatikan

GeschichtsreportageD  

Papst Johannes XXIII. bringt 1962 mit Gottvertrauen und standhaftem Geschichtsrealismus das Zweite Vatikanische Konzil auf den Weg. Es soll die katholische Kirche der modernen Welt öffnen. Um die Konzilsbeschlüsse wird hart gerungen: Zum ersten Mal erkennt die katholische Kirche das Grundrecht der Religionsfreiheit an. Von nun an will sie sich als 'Volk Gottes' auf dem Weg durch die Zeit verstehen und dem 'gemeinsamen Priestertum' Vorrang vor kirchlichen Ständen und Ämtern geben. Die jeweilige Muttersprache löst Latein in den Gottesdiensten ab, und die Gemeinde wird aktiv ins liturgische Geschehen einbezogen. Im Verhältnis zwischen Papst und Bischöfen wird die bischöfliche Kollegialität als Gegengewicht zum päpstlichen Primat gestärkt. Deutschen und französischsprachigen Geistlichen fällt als Teil des Reformflügels eine entscheidende Rolle beim Konzil zu. Dagegen stehen konservative Kräfte, die das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen. Als Papst Paul VI.
nach dem Tod von Johannes XXIII.
das Konzil 1965 beendet, sind die Zeichen der Zuversicht vom Anfang des Konzils nicht mehr deutlich zu erkennen. Der Reformstau, der sich über Jahrhunderte gebildet hat, überlagert viele Hoffnungen. Nun hat der aktuelle Papst Benedikt XVI. der umstrittenen traditionalistischen Piusbruderschaft, die die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnt, nach Jahrzehnten der Trennung einen Weg zurück in die katholische Kirche geebnet. 50 Jahre nach dem Konzil geht die Krise der römisch-katholischen Kirche damit in eine neue Runde.

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