Kachelmanns Fall: Die Anzeige, der Medienrummel und die aufwändige Wahrheitssuche

Kachelmanns Fall: Die Anzeige, der Medienrummel und die aufwändige Wahrheitssuche

6. September 2010: Vor dem Landgericht Mannheim beginnt an diesem Tag das Verfahren gegen den Wettermoderator Jörg Kachelmann. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, am 8. Februar 2010 seine Geliebte brutal vergewaltigt zu haben. Kachelmanns Verteidigung bestreitet dies und beschuldigt die Exgeliebte, alles erfunden zu haben. Wer hat Recht? Viele Medien haben schon im Vorfeld Position bezogen - und im Saal 1 des Landgerichts Mannheim suchen sie nach Belegen für ihre Hypothese. Dutzende von Journalisten verfolgen den Prozess. Jeweils gewaltig ist auch der Publikumsaufmarsch. Doch bereits die ersten Verhandlungstage vor der 5. Grossen Strafkammer zeigen: Voyeuristische Neugierde wird nicht befriedigt. Die frühere Geliebte wird zwar stundenlang einvernommen, aber strikte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Trotzdem kann Hansjürg Zumstein das Innenleben des Verfahrens dokumentieren. Er hat zahlreiche Dokumente ausgewertet und Stunden von aufgezeichnetem Material diverser Fernsehequipen visioniert. Anhand dieses Materials zeigt er, wie und weshalb plötzlich neue Erkenntnisse zur Nacht vom 8. Februar auftauchten. Und er erläutert Hintergründe zur Strategie der Verteidigung und zur Position der Staatsanwaltschaft. Thematisiert wird auch die Rolle der Medien. Der Dokumentarfilm zeigt auch, wie Ende Dezember 2010 Bewegung in das harzige Verfahren kommt. Die Einvernahmen der Sachverständigen beginnen. Plötzlich tauchen neue, überraschende Erkenntnisse auf. Der Film vergleicht die Aussagen der Sachverständigen mit dem behaupteten Tatverlauf - neue Aspekte treten in den Vordergrund. Zumstein zeigt ausserdem, was tatsächlich mit Tatortspuren belegt ist und was Spekulation bleibt. In zahlreichen Interviews werden dem Publikum neue Aspekte des Verfahrens nähergebracht. Unter anderem nehmen Stellung: Alice Schwarzer, am Prozess als Bild-Journalistin unterwegs, und Gisela Friedrichsen, die bekannte Spiegel-Gerichtsreporterin. Die beiden kommentieren die Wendepunkte im Prozess und nehmen Stellung zur Problematik der Berichterstattung.

Bewertung

0,0   0 Stimmen