Jordi Savall und die Stimme der Gambe

Jordi Savall und die Stimme der Gambe

Jordi Savall gilt als der Virtuose der Gambe, ein sechs- bis siebensaitiges Streichinstrument, das in Stimmlage und emotionalem Spektrum der menschlichen Stimme verblüffend nahe kommt. Savall hat das Instrument, welches vor etwa 250 Jahren dem Cello den Platz in der Musikgeschichte räumen musste, ins 21. Jahrhundert gebracht. Ursprünglich wie eine Gitarre gehalten und später zwischen die Beine gestellt - daher auch der Name Viola da Gamba - erfreute sich die Gambe zwischen dem frühen 14. und dem Ende des 18. Jahrhunderts an den europäischen Königshäusern großer Beliebtheit. Jordi Savall und sein Ensemble Hespèrion XXI vereinen die Musik der Renaissance, des Barock und der Gegenwart zu einem Musikerlebnis, bei dem die Sphären von Zeit und Raum aufgehoben scheinen. Für Jordi Savall ist der Klang, der beim Musizieren entsteht, Abbild der Seele - er spiegelt wider, was der Mensch in sich trägt. Kein Wunder, dass Savall am liebsten mit Mitgliedern seiner Familie spielt. Miteinander zu musizieren bedeutet für ihn, die tiefsten und innigsten Erfahrungen zu teilen. Ob solo oder mit seinem Ensemble Hespèrion XXI: Stets spielt das Improvisieren eine bedeutende Rolle. Tatsächlich war Improvisation früher, im Zeitalter der Gambe, die gängige Praxis des Musizierens. So ist es kein Wunder, dass sich Kompositionen des 14. Jahrhunderts, irische Volksweisen oder Arien aus der Zeit der frühen Oper wunderbar vertragen mit den aktuellen Klängen von Hespèrion XXI, die weit in den Bereich der Weltmusik hineinragt. Der Film zeigt Jordi Savall als Solist, als Ensemblemusiker und Star mit absolutem Familiensinn: Überlässt er doch seiner Tochter Arianna, allein mit Harfe und Gesang, einen der musikalischen und emotionalen Höhepunkte dieses stimmungsvollen Musikfilms.

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