John le Carré

John le Carré

Der 1931 geborene John le Carré wächst in Internaten auf, studiert Germanistik in Bern und Oxford und lehrt in Eton. Noch in der Schweiz wird er vom britischen Geheimdienst kontaktiert und gebeten, "Material zu sammeln". Eine Tätigkeit, die er als Student in Oxford weiterführt; der Secret Service fürchtete die Eliteschule von sowjetischen Stroh-Studenten unterwandert.
Der Bau der Mauer, den er als Diplomat in Berlin erlebte, inspiriert ihn zu seinem größten Erfolg: "Der Spion, der aus der Kälte kam". Der Roman und der zwei Jahre später entstandene Film bringen eine Wende im Spionagegenre. An die Stelle abenteuerlicher Agentenmärchen mit strahlenden Helden vom Schlage eines James Bond tritt hier die realistisch-kritische Darstellung der schmutzigen Seiten des Geheimdienstgeschäfts. Regisseur Martin Ritt inszeniert diesen Film betont nüchtern und dennoch dramatisch. Durch die Atmosphäre der Originalschauplätze in Berlin, der Nahtstelle des Kalten Krieges, wird die Zeit wachsender Spannungen zwischen Ost und West in beklemmender Weise lebendig.
Eine weitere Verfilmung aus der George-Smiley-Serie ist "Dame, König, As, Spion": Der pensionierte Top-Spion Smiley muss noch einmal ran, um einen sowjetischen "Maulwurf" zu enttarnen. Die Verfilmung durch den schwedischstämmigen Regisseur Tomas Alfredson ("So finster die Nacht", 2008) ist ein Agententhriller der alten Schule, der durch Besetzung (Gary Oldman, Colin Firth, John Hurt), Ausstattung und Atmosphäre besticht.
Das Ende des Kalten Krieges bringt manchen Agententhriller-Autor zum Verstummen. Nicht so John le Carré. Sein 2001 erschienener Roman "Der ewige Gärtner" handelt von den verbrecherischen Strategien multinationaler Pharmakonzerne. Die Adaption des Brasilianers Fernando Meirelles ist eine Mischung aus Melodram, Thriller und Politdrama; intelligentes Unterhaltungskino dank einer raffinierten Intrige und einer komplexen Hauptfigur, feinsinnig gespielt von Ralph Fiennes.
Der große Erfolg von "Der Spion, der aus der Kälte kam", den er in nur fünf Tagen zu Papier gebracht hat, erlaubt es Le Carré, der Diplomatie und Agententätigkeit zu entsagen und sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Zu seinem 85. Geburtstag hat er seiner Lebensgeschichte, die sich liest wie ein Filmplot, ein Buch gewidmet: Am 9. September erscheinen in Deutschland seine Memoiren unter dem Titel "Der Taubentunnel".

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