Jahre des Überlebens - Ausgebombt, evakuiert, heimatlos?

Jahre des Überlebens - Ausgebombt, evakuiert, heimatlos?

Dokumentation 

Bis Kriegsende rollen unaufhörlich Sonderzüge mit Evakuierten nach Bayern, das zunächst noch außerhalb der Reichweite feindlicher Bomber liegt und mehr und mehr als "Luftschutzkeller des Reiches" gilt. Selbst die "Erweiterte Kinderlandverschickung" ist nichts anderes als eine Evakuierungsmaßnahme. Von Adolf Hitler als soziale Tat an der Großstadtjugend gepriesen, dient sie freilich auch dazu, den Nachwuchs fronttauglich zu machen: Christoph-Gerhard Dallinga aus der ostfriesischen Seehafenstadt Emden, Jahrgang 1928, erlebt das Kinderlandverschickungslager Gars am Inn, ein ehemaliges Kloster, als "Kaserne". Andererseits gibt es dort - anders als zu Hause - genug zu essen. Heinrich Wiemers aus dem westfälischen Münster ist ebenfalls dankbar. Er wird im Herbst 1943 als Zwölfjähriger mit seinen Lehrern und Klassenkameraden in einer Pension am Tegernsee einquartiert, entkommt damit dem Bombenangriff, der sein Elternhaus in Schutt und Asche legt.

In den traditionellen bayerischen Fremdenverkehrsorten stellen die Evakuierten zeitweise ein Viertel der Bevölkerung. Am Ende sind die Luftkriegsflüchtlinge nicht einmal an ihren Evakuierungsorten sicher. Denn der Krieg kommt nun auch ins ländliche Bayern. Viktoria Broszonn, als Elfjährige auf einem Bauernhof in der Nähe von Bad Aibling einquartiert, wird auf freiem Feld von einem Tiefflieger beschossen; Albert Reichold, von 1943 bis 1945 mit seiner Münchner Schulklasse kinderlandverschickt, erlebt in Bad Reichenhall, wie eine Bombe an den stadtnahen Hängen der Bergwälder detoniert.

Das Ende des Krieges bedeutet jedoch nicht das Ende der Evakuierung: Die letzten Kinderlandverschickten kehren im Sommer 1946 nach Hause zurück, die letzten Luftkriegsflüchtlinge erst nach 1960. Einige haben sich entschlossen, zu bleiben. Zu ihnen gehört auch Dietmar Müller.

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