Im Zweifel vereint

Im Zweifel vereint

Europa vor der Wahl: Mehr als die Hälfte der EU Bürger hat kein Vertrauen in die Europäische Union; EU skeptische Parteien könnten laut Umfragen historische Wahlerfolge feiern. Woran liegt es, dass aus der Begeisterung für die große Idee von europäischer Gemeinschaft Skepsis und Misstrauen werden? Dass die Europäer auf Errungenschaften wie die Freizügigkeit nicht verzichten wollen, aber gleichzeitig andere EU Prinzipien in Frage stellen? Und wie machen sich die EU Skeptiker diese Stimmung zu Nutze? Wir haben Vertreter dreier EU skeptischer Parteien beim Wahlkampf in Europa Städten begleitet: den regionalpopulistischen Vlaams Belang in Brüssel, den rechtspopulistischen Front National in Straßburg und die wirtschaftsliberale Alternative für Deutschland in Frankfurt. Ausgehend von den Argumenten dieser Kritiker als rotem Faden, erzählen wir kleine, menschliche Geschichten aus ganz Europa, die zeigen, dass EU Skepsis zwar vorhanden und oft auch berechtigt ist, Europa aber nicht nach der simplen Logik der Populisten funktioniert: Da wäre das Sozialkrankenhaus in Athen, wo Ärzte kostenlos Menschen behandeln, die sich lebenswichtige medizinische Versorgung nach dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems nicht mehr leisten können und so das Argument vom 'faulen, schmarotzenden Südländer' in Luft auflösen. Wir sind ins Saarland gefahren, wo sich die Schornsteinfegerinnung ein Jahr nach der Monopolöffnung durch die EU noch immer erfolgreich gegen Konkurrenz aus dem Ausland wehrt und die Bürger sich von der EU alleingelassen im Dasein als 'Zwangskunde' fühlen. Wir haben mit wütenden Menschen in Bernried am Starnberger See gesprochen, denen die EU Diskriminierung und einen Verstoß gegen die Freizügigkeit vorwirft weil die Gemeinde vergünstigt Baugrund an Dorfbewohner vergibt, um die Dorfgemeinschaft gegen reiche Immobilien Spekulanten zu schützen. Und wir haben einen Millionär im polnischen Breslau besucht und dabei gelernt, dass Polen durch den EU Beitritt zum Boomland und Anziehungspunkt für junge Talente aus dem 'alten Europa' geworden ist und das Vorurteil 'Reicher Westen, armer Osten' längst überholt hat.

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