Im Schatten des Gulag

Im Schatten des Gulag

Jüdische Kommunisten aus Deutschland gehen in den 30er-Jahren ins sowjetische Exil, um der nationalsozialistischen Verfolgung zu entgehen. Ihre Kinder gehen mit ihnen oder werden im Exil geboren. Während der stalinistischen Säuberungen werden Mütter oder Väter in Moskau verhaftet, in Gulags verschleppt oder gar erschossen. Einige Kinder kommen in ein Kinderheim, andere werden nach Sibirien oder Kasachstan deportiert. Viele müssen Zwangsarbeit leisten. Leben in Unfreiheit - sei es im Heim, in der Verbannung oder im Lager - wird Normalität. Sie sind Fremde in dem Land, dessen Sprache sie sprechen. Sie sind Deutsche. Und Deutsche haben die Sowjetunion überfallen. Erst in den 50er-Jahren kommen sie nach Deutschland, sind Fremde in dem Land, das ihre Heimat sein soll. Sie sprechen die Sprache nicht, sind als 'Russen' auch nicht sonderlich beliebt in der Zeit nach dem Krieg. Der Teil Deutschlands, in dem sie nun leben, die DDR, wird regiert von Männern, die auch aus dem sowjetischen Exil zurückkehrten, ohne verfolgt worden zu sein, und die viele, auch sehr persönliche Gründe haben, über die Jahre des stalinistischen Terrors zu schweigen und das Schweigen darüber zu verordnen. Erst heute sind die 'Kinder des Gulag' bereit zu sprechen. Sie erzählen Geschichten vom Verlassensein, von Gefühlen der Fremdheit und Distanz gegenüber den Eltern oder aber von symbiotischen Beziehungen, durch die sie bis heute die kommunistischen Ideale ihrer Eltern leben. Die meisten unserer InterviewpartnerInnen erzählen das erste Mal über ihre Erinnerungen, sie sprechen von der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, von zahlreichen Brüchen in ihrem Leben, von wechselnden Identitäten und vom verordneten Schweigen. Viele wissen bis heute nicht, was mit ihren Eltern (und mit ihnen) damals wirklich geschah. Der Film geht der Frage nach, wie 'Kinder' mit einem Verbrechen an ihren Eltern leben können, über das nicht gesprochen wurde und das auch nicht als solches bezeichnet werden durfte.

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