Ilse Koch - Die Hexe von Buchenwald

Ilse Koch - Die Hexe von Buchenwald

Es ist einer der aufsehenerregendsten Prozesse der direkten Nachkriegszeit: 1947 steht in Dachau eine Frau vor Gericht, die der Weltöffentlichkeit nur unter dem Namen "Die Hexe von Buchenwald" bekannt ist. Ilse Koch, die Ehefrau des früheren Kommandanten des Konzentrationslagers in der Nähe von Weimar. Grauenhafte Erzählungen ranken sich um sie, die bekannteste ist die über ihre angebliche Vorliebe für Lampenschirme aus tätowierter Menschenhaut.

Jahrelang lebte sie mit ihrer Familie in der Kommandantenvilla auf dem Ettersberg, während nur wenige Meter nebenan Hunderttausende Menschen hungerten, gefoltert wurden, zur Zwangsarbeit verpflichtet waren, einen qualvollen Tod fanden. KZ-Insassen wurden von ihr als Dienstboten wie Sklaven gehalten, angeblich zeigte sie willkürlich Häftlinge bei der Lagerleitung an, die Angezeigten wurden grausam bestraft. Von sexuellen Obsessionen, die sie an den Häftlingen auslebte, ist die Rede. Von persönlicher Bereicherung. Von einem sadistischen Naturell.

Wer war diese "Hexe von Buchenwald?" Was ist dran an den Vorwürfen? Anhand der Prozessprotokolle zeichnet der Film das Leben der Ilse Koch auf dem Ettersberg bei Weimar nach. Wie hat sie selbst ihre Rolle gesehen, an was können sich die Häftlinge erinnern? Wie kann man an einem solchen Ort ein bürgerliches Leben führen, mit dem von ihr erklärten Ziel, ihrem Mann nach seiner Arbeit im KZ abends "ein angenehmes, behagliches Zuhause" zu schaffen? Muriel Baumeister spielt die Ilse Koch in jenem Prozess und zeigt eindrücklich, wie sich die Frau des KZ-Kommandanten selbst sah - und wie sie zu den Verbrechen in ihrer Nachbarschaft stand.

Es sind nicht nur ihre Zeugenaussagen und die der Häftlinge, die ein beklemmendes Portrait zeichnen. Es sind auch die Erinnerungen eines KZ-Arztes an Ilse Koch, die er als Schönheit bezeichnete. 1993 hat der Arzt seine Erinnerungen niedergeschrieben, nachdem er jahrzehntelang ein normales Leben als Hausarzt in einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfahlen geführt hatte. Diese Aufzeichnungen, auf die wir während unserer Recherchen gestoßen sind und die im Rahmen des Filmes zum ersten Mal an die Öffentlichkeit kommen, geben zusammen mit Ilse Kochs Aussagen ein verstörendes Bild einer der berüchtigtsten Frauen des Dritten Reiches.

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