Ich und meine Alzheimer-WG

Ich und meine Alzheimer-WG

Ich bin Donya und 31 Jahre alt. Vor fünf Jahren bin ich aus meiner Studenten-WG ausgezogen. Wenn ich alt bin, möchte ich wieder in eine WG ziehen - mit meinen Freundinnen. Wir haben schon konkrete Vorstellungen: Wir wohnen auf zwei Etagen und haben einen Treppenlift. Einer unserer Pfleger ist durchtrainiert und hat volles Haar. Im Sommer kümmert er sich auch um den Garten und wir schauen ihm vom Sofa aus zu. Wir möchten auch eine junge Pflegerin, die uns jeden Abend erzählt, was in der Welt der jungen Hippen abgeht. Wenn meine Freundinnen und ich uns treffen, verbringen wir Stunden damit uns unsere Oma-WG auszumalen. Uns ist klar, so wird es nicht laufen, wenn wir alt sind. Trotzdem macht es Spaß.
Aber wie wird das Leben sein, wenn wir alt und auf Hilfe angewiesen sind? Wenn wir vielleicht sogar an Demenz erkrankt sind? Aktuell sind rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz erkrankt, die Tendenz ist steigend. Über die Erkrankung wird viel geredet. Das meiste klingt trostlos. Wie lebenswert ist das Leben mit Demenz? Muss ich Angst vor dem Alter und der Krankheit haben?

Um das herauszufinden, ziehe ich für eine gewisse Zeit in eine neue WG. Ich teile mir ein Zimmer mit Hermine Kirschner. Sie ist 88 Jahre alt und dement, aber in einem frühen Stadium, das heißt, ihr Kurzzeitgedächtnis funktioniert meistens noch. Bei meinen anderen Mitbewohnern ist das nicht unbedingt der Fall. Denn: Ich ziehe in eine Alzheimer-WG in Mülheim an der Ruhr. Mit Frau Kirschner und ihren sechs anderen Mitbewohnern werde ich zusammenleben, Küche, Bad und das Wohnzimmer teilen - rund um die Uhr. Ein Vorgeschmack auf die Zukunft?

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