Icaros

Icaros

DokumentationFrankreich  

In "Icaros" steht die üppige Natur des Regenwaldes für den Geburtsort des eigenen Selbst - oder zumindest den Versuch dazu. Hier ist Marcel zu Hause, ein katalanischer Wehrdienstverweigerer, der seit rund 30 Jahren unbekleidet in einer einfachen Hütte im Regenwald von Costa Rica lebt. Marcel bekommt immer wieder Besuch von Reisenden, meist jungen Frauen, auf der Suche nach spiritueller Selbstfindung und psychedelischen Erfahrungen. Das überwältigende Grün des Dschungels scheint die Menschen geradezu zu verschlingen, die sich komplett auf sie einlassen. Marcel hat Europa verlassen und hier seine heilerischen Fähigkeiten entdeckt. Unter Einwirkung des aus einer Amazonas-Liane gewonnenen halluzinogenen Getränks Ayahuasca versetzt er sich für rituelle Zeremonien in Trance.

"Icaros" beschreibt die Suche nach einer unberührten Heimat, einem "Haus der Freude", einem Ort, wo einer endlich er selbst sein kann und Liebe findet. "Icaros" verzichtet auf jede Erklärung und lässt den Zuschauer eine sehr sinnliche Erfahrung erleben. Der Film handelt vom Aussteiger-Trip eines Mannes und von den Menschen, die er zurückgelassen hat: Denn für seine Freiheit scheint er auch einen Preis zu bezahlen. Marcel hat im Prinzip einen sehr einfachen, radikalen, aber sicherlich für viele ungeheuerlich faszinierenden Weg gewählt. Es geht um einen Mann, der die Weiten des Kosmos dort sucht, wo niemand ist - in der inneren Stille und Schönheit der Natur.

Mit "Icaros" führt der mexikanische Filmemacher Pedro González-Rubio die existenziellen Überlegungen über die Beziehung zwischen Mensch und Natur weiter, die er mit seinen beiden Vorgängerfilmen begonnen hatte. "Alamar" (2008) ist die Chronik des Sommers eines Fischerkindes am großen Korallenriff in Mexiko. Die Natur wird zum Sinnbild des Lebens. "Inori" (2012) macht die unbewegliche Schönheit einer japanischen Berglandschaft zur Metapher für die Allgegenwart des Todes im Leben.

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