I Love Democracy: Türkei

I Love Democracy: Türkei

DokumentationF / I  

Die Reise auf den Spuren der Demokratie quer durch die Türkei erkundet eine Gesellschaft im ständigen Spagat zwischen dem Erbe Mustafa Kemal Atatürks, der sich bei der Gründung der laizistischen und nationalistischen türkischen Republik auf die Werte der Französischen Revolution berief, und der heutigen islamistischen Regierung unter der Führung von Recep Tayyip Erdogan, der meint, Demokratie sei ein 'Autobus, aus dem man aussteigt, wenn die Endstation erreicht ist.' Dabei hatte genau diese Regierung mit mehreren demokratischen Reformen die Pforten Europas aufgestoßen, mehrere der für den Putsch von 1980 verantwortlichen Generäle vor Gericht gestellt und die Macht des Militärs deutlich beschnitten. Wie erklärt sich dieser Widerspruch? Das Roadmovie führt zunächst nach Gaziantep, einer Hochburg von Erdogans Partei AKP, von der aus traditionalistische Firmenchefs als 'anatolische Tiger' nationale wie internationale Märkte erobern und die Türkei zu einer neuen Wirtschaftsmacht machen wollen. In der kurdischen Hauptstadt Diyarbakir dreht sich alles um die Pressefreiheit: Zwar verzeichnet die Türkei nach China das zweitgrößte Wirtschaftswachstum der Welt, aber auch fast dreimal so viele verhaftete Journalisten. Einen Einblick in die bunte Vielfalt der jungen Generation gibt es in der Hauptstadt Ankara. Islamisten und verschleierte Frauen, Kemalisten und Republikaner, Linke und Rebellen begegnen einander auf dem Campus der renommierten ODTÜ, der Technischen Universität des Nahen Ostens. In der Türkei gilt immer noch die von den Putschgenerälen erlassene Verfassung. Bis Ende des Jahres soll allerdings eine neue Verfassung vorliegen. Wird sie eine echte Demokratie garantieren oder eher den Ambitionen des Ministerpräsidenten zuspielen, der sich gerne als erster direkt gewählter Präsident sehen würde? Der Dokumentarfilm zeigt, wie lebendig die türkische Zivilgesellschaft trotz aller versuchter Einschränkungen tatsächlich ist. Das beweist auch der Blick auf die Istanbuler Prachtstraße Istiklal Caddesi ('Unabhängigkeitsstraße').

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