Hyperaktive Kinder

Hyperaktive Kinder

Kilian, 9, machte von Anfang an Probleme und eckte schon als Kleinkind überall an. Die klassischen Kinderspielplatz-Situationen in der Wohnsiedlung waren für die Mutter ein Drama. Darum sind seine Eltern mit ihm auf einen Bauernhof aufs Land gezogen. In seiner Nervosität schlägt Kilian auch schnell einmal drein, das bringt ihm viel Ärger mit seinen Klassenkameraden ein. Zudem läuft es in der Schule nicht gut. Kilian ist jetzt in der zweiten Klasse und besucht eine integrative Sonderschule; trotzdem kann er dem Schulstoff kaum folgen. Seit drei Jahren hat er die Diagnose ADHS und erhält eine hohe Dosis Ritalin. Seine Eltern tun alles Erdenkliche, um Kilian zu helfen. Sie geben ihm zu Hause sehr klare Strukturen vor, er ist viel in der Natur und geht in eine Therapie. Auch von der Kinderärztin wird er eng begleitet. Aber alles scheint nicht viel zu nützen. Nach dem Übertritt in die dritte Klasse wird der Druck einfach zu gross.
Celine, 14, hat ihr Leben heute gut im Griff. Auch sie war schwierig als Kleinkind. Nach dem Schuleintritt spitzte sich die Situation dramatisch zu. Celine war in der Schule unkonzentriert, setzte sich enorm unter Druck und wurde immer frustrierter. Ihre Wut liess sie zu Hause aus. In der ersten Klasse bekam auch sie die Diagnose ADHS. Ihre Eltern unternahmen ebenfalls alles Mögliche, um ihrem Kind zu helfen. Sie besuchten Elternkurse, schlossen sich der Selbsthilfegruppe Elpos an, stellten ihren Rhythmus und ihr Familienleben um und zogen an einen anderen Ort. Als sich die Schwierigkeiten daheim dennoch weiter zuspitzten und eine Fremdplazierung zur Diskussion stand, entschieden sich Celines Eltern für einen Versuch mit Ritalin. Celine reagierte gut auf die medikamentöse Behandlung und hat in der Zwischenzeit die Sek A geschafft. Die Situation zu Hause hat sich beruhigt. Aber immer wenn das Absetzten des Ritalins zur Diskussion steht, gibt es Konflikte. Die Eltern wären dafür, Celine hat Angst, den Schuldruck ohne Medikament nicht meistern zu können.
Auch bei Dominik, 12, begannen die Probleme mit dem Schuleintritt. Bis dahin war er ein lebhaftes, fröhliches Kind. In der Schule wurde er schnell zum Aussenseiter und fand keine Freunde, zudem litt auch er unter Konzentrationsschwierigkeiten. Seinen Frust liess er daheim und vor allem an seinem jüngeren Bruder aus. Auch er erhielt vor zwei Jahren die Diagnose ADHS, allerdings in schwacher Ausprägung. Trotzdem versuchten es die Eltern mit Ritalin. Dominiks Leistungen in der Schule wurden besser, aber er blieb ein Aussenseiter, und die Konflikte zu Hause nahmen weiter zu. Die Eltern suchten weiter und stiessen auf ein Angebot der ritalinkritischen deutschen Sinnstiftung. Diese bietet ADHS-Kindern eine Auszeit auf der Alp an. Für Dominik bedeutete dieses Erlebnis einen Wendepunkt in seinem Leben. Zum ersten Mal fand er Freunde. Als er danach in der Schule von seinen Erlebnissen auf der Alp erzählte, war er auch besser integriert. Ritalin nimmt er nicht mehr. Dass seine schulischen Leistungen wieder zurückgegangen sind, nehmen seine Eltern in Kauf.
Drei ganz verschiedene Kinder aus drei intakten Schweizer Familien in unterschiedlichen Lebenssituationen, aber alle mit der gleichen Diagnose: ADHS.
Was ist denn ADHS oder das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom überhaupt? Wie wirkt es sich aus? Wo fängt es an, wo hört es auf? Warum ist es heute so im Gespräch? Wächst die Zahl der Betroffenen, oder wird ADHS heute schneller diagnostiziert? Was hat es mit

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