Hula-Girls im Cocktailrausch

Hula-Girls im Cocktailrausch

Von Alabama bis Alaska wurden Bars, Restaurants, Themenparks und Hotelanlagen im Südsee-Stil erbaut. Das luftig bekleidete Personal entzückte das prüde Nachkriegsamerika der 50er und 60er mit Baströckchen und neckischem Hüftschwung. Eine der ersten Popkulturen Amerikas war geboren: der Tiki-Pop.
Wichtiger Motor war auch das Hollywoodkino, das den alten Südsee-Mythos von den willkommenen, westlichen Eroberern und den scheuen, aber willigen Südsee-Mädchen immer neu variierte. Oft waren es auch Filmarchitekten, die für den Bau der überall aus dem Boden schießenden Fantasiearchitekturen im polynesischen Stil verantwortlich zeichneten. Die Grenzen zwischen Kino und Wirklichkeit begannen zu verschwimmen. Hollywoodstars wie Marlon Brando trieben den Exotikkult auf die Spitze: Er heiratete seine Filmpartnerin, die Südsee-Schönheit Tarita, und kaufte sich eine Insel mitten im Pazifik.
Im kunterbunten Südsee-Ambiente feierte das verklemmte Amerika rauschende Partys: Man trug Hawaiihemd, lauschte den Klängen der exotischen Sounds von Martin Denny und Arthur Lyman, erfand Südsee-Cocktails und probte zaghaft die sexuelle Befreiung. In der Form des Toast Hawaii erreichte der Südseekult sogar das kühle Wirtschaftswunder-Deutschland. Als Elvis Presley mit seinem Song "Blue Hawaii" auf die Tiki-Welle aufsprang, begann schon langsam die Tiki-Götterdämmerung.
Tiki-Pop war ein erschwingliches Gesamtkunstwerk für jedermann. All die Kugelfische, Grasmatten, Bambusstangen, Cocktailbecher und exotischen Klänge dienten dem Entertainment - einem Paradies von der Stange.

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