Horror hinter den Fassaden

Horror hinter den Fassaden

Es gibt Männer, die es nicht aushalten, wenn sie ihre Frau nicht vollkommen beherrschen. Die, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es sich vorgestellt haben, den Fehler bei der Partnerin suchen, und die dann die Frau mit Gewalt gefügig machen oder für ihr vermeintliches Ungenügen bestrafen wollen.

Als in der Hochzeitsnacht nicht alles wunschgemäss verlief, schlug Marthas Mann sie zum ersten Mal und drohte, sie umzubringen. Von da an wurde ihr Leben ein Martyrium aus Schlägen, Erniedrigungen und obsessiven Kontrollen. Das ging einher mit einer jahrelangen Lähmung, bis Martha es endlich schaffte, ihre Scham zu überwinden, sich andern anzuvertrauen und aus dem Horror auszusteigen.

Die mexikanische Regisseurin Lucía Gajá zeigt, dass Gewalt gegen Frauen nicht nur im Land stattfindet, das oft als Kerngebiet des Machismo angeschaut wird. Da sind auch der Polizist aus New York der seine Frau im Beisein des Kindes verprügelt, vergewaltigt und verletzt, der Feuerinspektor aus Sevilla, der seine Frau zu verbrennen versucht, weil sie sich von ihm trennen will, und der Mann aus New Delhi, der seine Frau so weit bringt, dass sterben ihr schöner scheint als leben.

Nie wirkt es voyeuristisch, wenn die misshandelten Frauen vor der Kamera reden. Das hat mit dem behutsamen Vorgehen der Regisseurin zu tun und damit, dass die Protagonistinnen es geschafft haben, ihre Peiniger loszuwerden, und gestärkt aus der Qual hervorgehen. «Es gibt zwei Wege», sagt Carmen, die nach 25 Jahren ein neues Leben begonnen hat: «Der eine führt ins Nichts, und der andere ist hart.» Aber am Schluss des zweiten wartet das Leben ? und sogar eine neue Liebe.

Aus dieser Haltung schöpft der Film seine Kraft: Er erzählt von Frauen, die es nicht dabei bewenden liessen, geprügelt und gequält zu werden, sondern die es schafften, Angst und Scham zu überwinden und ihre Peiniger zu verlassen. Ein Film über Frauen, die am Tiefpunkt ihres Lebens nicht aufgeben, sondern kämpfen.

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