Honeckers bewaffnete Reserve

Honeckers bewaffnete Reserve

Schloss Schmerwitz - mitten im Naturpark Fläming. Der Putz blättert ab von dem neobarocken Herrenhaus, die letzten Nutzer sind lange ausgezogen. Für die DDR-Sicherheitskräfte spielte der Ort eine gewichtige Rolle. 30 Jahre lang wurde hier die Führung der DDR-Betriebs-Kampfgruppen ausgebildet. Die sogenannten "Kampfgruppen der Arbeiterklasse" waren von der aufgeschreckten DDR-Partei und Staatsführung als Reaktion auf den Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 gegründet worden. Vor 50 Jahren - am 1.5.1955 - traten sie erstmals bei der Mai-Demonstration in Berlin öffentlich auf. Die Zentralschule für Kampfgruppen "Ernst Thälmann" war auf Weisung des Ministeriums für Staatssicherheit in Schmerwitz errichtet worden, nachdem dort zuerst die Rote Armee, später die SED eine Propagandaschule betrieben hatten. Betriebsleiter, aber auch ganz normale Arbeiter bekamen hier eine militärische, strategische und politische Ausbildung.

Die insgesamt 200.000 Mann starken Kampfgruppen waren uniformiert und bewaffnet mit Sturmgewehren, Pistolen, Granatwerfern und Kanonen. Sogar leichte Panzer gehörten zur Ausstattung. In Krisensituationen sollten sie zum Einsatz kommen - wie zuletzt, als das Volk gegen die eigene Führung auf die Straße ging.

In der Wendezeit 1989 traten zahlreiche Mitglieder aus den Kampfgruppen aus - darunter auch viele Kommandeure. Als ihr eigentlicher Einsatz zum Schutz der Partei im Oktober 1989 gefordert wurde, weigerten sich viele "Kämpfer". Die Parteispitze verlor das Vertrauen in die Kampfkraft ihres "starken Arms".

Zeitzeugen aus Wittenberg, Dessau und Eisleben berichten über ihre Zeit bei den Kampfgruppen, ihre Motive mitzumachen und ihre Zweifel. Zu Wort kommen auch Mitglieder der Schulleitung, die insbesondere über die Rolle der Kampfgruppen-Kommandeure in der Wendezeit berichten.

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