Heute nicht, Schatz!
Vor 50 Jahren wurde in Deutschland die Pille als Verhütungsmittel eingeführt. Damit war nicht nur die sexuelle Befreiung für die Frau eingeleitet, sondern gleichzeitig eine Trennung von Sex und Fortpflanzung erreicht. Sex ohne Reue seit einem halben Jahrhundert - hat es zu mehr Lust oder mehr Frust in deutschen Betten geführt? Dieser Frage geht die neue ARD-Dokumentation von Katja Herr und Henrike Sandner nach. Das sexuelle Desinteresse steigt - sowohl bei der Frau wie beim Mann - stellen Psychologen, Biologen, Anthropologen und Sexualtherapeuten einstimmig fest. Sie erforschen, warum es zu immer mehr so genannten 'low-sex-' und 'no-sex-Paaren' kommt und suchen nach Lösungsansätzen jenseits von Viagra und Co. Andererseits beobachten Wissenschaftler aber auch bei Frauen eine steigende Lust jenseits der 50 und sprechen gar von einem neuen Klimakterium. Im 'Labor der Lust' an der Medizinischen Hochschule Hannover wird zum Beispiel die Qualität des Orgasmus untersucht. Was macht uns zufriedener in der heutigen Zeit - Masturbation oder echter Beischlaf. An der Universität Wien untersuchen Anthropologen anhand tanzender Probanden, was unsere Körpersprache über unseren Willen und Unwillen zum Sex aussagt. An der Universität Freiburg analysieren Hormonforscher den Einfluss des körpereigenen Superhomons Oxytocin für die sexuelle Stimulation und die Partnersuche überhaupt. Jenseits der Labore kommen Psychologen und Philosophen zu Wort, die Mann und Frau innerhalb des derzeitigen Klimas von 'ständiger Erregung durch Bilder voller Titten und Ärsche' beobachten und analysieren. Berliner Forscher beschäftigen sich mit dem Konflikt von millionenfachen Sex-Angeboten via Internet kontra dem Verlangen nach Intimität. In Hamburg werden die sexuellen und sozialen Beziehungen von 17- und 18-Jährigen untersucht. Die so genannte 'Generation Porno' ist gar nicht so sehr die 'Lost Generation' wie mancher glauben mag. Interessante Versuche aus der Welt der Sexualwissenschaft können in dieser neuen Dokumentation hautnah erlebt werden.