Herr Kim und Schwester Lotusblüte

Herr Kim und Schwester Lotusblüte

Südkorea kennen wir heute als modernen, wirtschaftlich dynamischen Staat. Dabei gerät meist aus dem Blick, dass die Situation noch vor fünfzig Jahren ganz anders war. Damals kamen Tausende von Koreanerinnen und Koreanern als "Gastarbeiter" in die Bundesrepublik. Eine sehr unauffällige Gruppe von Menschen, höflich, zurückhaltend und angepasst. Viele von ihnen leben noch heute bei uns. Sind sie in Deutschland glücklich geworden?

Um eine Antwort darauf zu finden, gehen zwei Freundinnen auf die Suche, die eine ähnliche Familiengeschichte haben: Ihre Eltern kamen in den sechziger Jahren aus Korea nach Deutschland; der Liebe wegen, aus Abenteuerlust, und vor allem, um fern der Heimat Geld für die Geschwister zu verdienen. Aber sie haben nie davon erzählt, auch den Töchtern nicht.
Sou-Yen Kim hat erst kurz vor dem Tod ihres Vaters erfahren, dass er früher als Bergmann im Aachener Steinkohlerevier gearbeitet hat. Glücklich wurde er dort nicht. Miriam Rossius' Mutter kam 1966 als Krankenschwester nach Berlin. Auch ihr Traum von einem besseren Leben scheint sich nicht erfüllt zu haben.
Die Bundesrepublik warb damals in Südkorea Tausende Arbeitskräfte an, um den Personalmangel im Bergbau und im Gesundheitswesen zu beheben. Die asiatischen Frauen und Männer galten als "exotisch". Reporter schwärmten von den Krankenschwestern als "mandeläugigen Engeln", nannten sie "Schwester Lotusblüte". Die "frisch importierten" Bergleute filmten sie auf der Zeche und beim Deutschkurs.
Spurensuche in Deutschland und Korea - Die Koreaner selbst machten nie viel Aufhebens um den Heimatverlust und den schwierigen Neubeginn, obwohl beides tiefe Spuren in ihrem Leben hinterließ. Vor allem die Beziehungen zur Familie in Korea entwickelten sich offenbar für die "Geldverdiener" in Deutschland zu einer Belastung, über die sie nicht sprechen konnten und wollten. Darum suchen die Filmautorinnen Sou-Yen und Miriam gemeinsam nach Antworten. In Berlin und auf verschiedenen Zechen im Aachener Revier und im Ruhrgebiet, aber auch in Seoul und in der koreanischen Provinz erkunden sie die unbekannten Seiten der Lebenswege ihrer Eltern - und stoßen auf viele Parallelen.
Ihr Roadmovie wird zu einer persönlichen Reise in ihre Familiengeschichte. Zugleich dokumentieren sie dabei die wenig beachtete Geschichte der ehemaligen koreanischen "Gastarbeiter" und vermitteln einen neuen, ungewohnten Blick auf Südkorea.

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