Heike Drechsler: 19 Jahre 19 Schritte

Heike Drechsler: 19 Jahre 19 Schritte

19 Schritte - soviel Anlauf brauchte Heike Drechsler, um sich auf Weltrekord-Weiten zu katapultieren. 19 Jahre - über diesen unfassbar langen Zeitraum verkörperte Heike Drechsler Leichtathletik-Weltklasse, von 1981 bis 2000. Jetzt, zu ihrem 50. Geburtstag, hält sie Rückschau. Von der scheuen, zurückhaltenden "Gerschen Fettgusche" zum gefeierten Sport-Star - und von dort zur gereiften, souveränen Frau, die mit sich selbst im Reinen ist: Es sind viele Brüche und Wendungen, die das Leben von Heike Drechsler bestimmen. Die MDR-Sendereihe "Lebensläufe" vollzieht sie nach, gemeinsam mit Wegbereitern, Freundinnen, Konkurrentinnen und Familienangehörigen.

Autor Sascha Mönch reist mit der größten deutschen Leichtathletin aller Zeiten zurück zu ihren eigenen Wurzeln. Als Kind, das in Gera die ersten Läufe und Sprünge lernt. Als Jugendliche, die sich auf der Sportschule in Jena anfangs nur dank ihrer Freundin Esther Zschieschow durchbeißt. Eine Freundschaft übrigens, die bis heute anhält. Spätestens mit dem ersten DDR-Meister-Titel 1981 ist Heike in der internationalen Spitze angekommen. Wie zum Beweis wird sie 1983 die erste Weitsprung-Weltmeisterin der Geschichte. Es folgt ein Triumphzug in die Leichtathletik-Annalen: Europameisterin, Weltrekordlerin, Sportlerin des Jahres. Ihre Dauer-Konkurrentin: Jackie Joyner-Kersee aus den USA, mit der sie gleichzeitig eine ungewöhnliche Ost-West-Freundschaft verbindet.

Den größten Bruch in Drechslers Leben bringt das Jahr 1990 mit sich. Sie ist frischgebackene Mutter, macht ihren Schwiegervater zum Trainer - und muss sich davon verabschieden, wie bisher als Staats-Star verhätschelt zu werden. Aber sie schafft den Sprung in die neuen Verhältnisse - so gut wie kaum ein anderer der DDR-Sport-Heroen. Bester Beweis: 1992 wird sie Olympiasiegerin. Gleichzeitig holen die Schatten der Vergangenheit sie ein: Dopingvorwürfe, Stasi-Mitarbeit. Die neue Freiheit ist auch schmerzhaft. Doch Heike macht das, was sie immer am besten konnte: Kämpfen. Sich durchbeißen. Und belohnt sich selbst mit dem vielleicht größten Triumph ihrer Karriere, dem zweiten Olympiasieg im Jahr 2000, als mittlerweile fast 36-Jährige!

Jetzt, kurz vor ihrem 50. Geburtstag, scheinen die Brüche der Vergangenheit geheilt. Eine gewisse Gelassenheit bestimmt Heike Drechslers Umgang mit dem eigenen Leben - einem Leben, in dem sie noch viele Schritte gehen will.

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