Gespräch zum Ramadan

Gespräch zum Ramadan

Kirche und Religion 

In diesem Jahr beginnt der islamische Fastenmonat Ramadan am 6. Juni, er dauert bis zum 5. Juli. Für Millionen von gläubigen Muslimen weltweit ist dies eine Zeit der Enthaltsamkeit und der Besinnung: So heißt es jetzt, 30 Tage lang von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang keine Nahrung zu sich zu nehmen, nicht zu trinken, nicht zu rauchen und auf Sex zu verzichten. Für eine säkulare Gesellschaft wie die deutsche wirkt es eher fremd, wenn Menschen sich so konsequent wie öffentlich zu ihrem Glauben, zu ihren religiösen Traditionen bekennen. Was aber ist der tiefere Sinn des Fastenmonats? Worum geht es beim Ramadan? Warum ist dieser Fastenmonat für Millionen von Muslimen weltweit von so großer Bedeutung? So fordert der Ramadan auch Nicht-Muslime heraus, sich mit dem Islam zu befassen - jener Religion, die aktuell diesen Planeten so sehr prägt. Aus diesem Anlass lädt das hr-fernsehen an diesem und den kommenden Sonntagen ein zu den 'Ramadan-Gesprächen'. In der ersten Folge dieser "Gespräche zum Fastenmonat Ramadan" begrüßt Meinhard Schmidt-Degenhard den muslimischen Religionsphilosophen und stellvertretenden Leiter des Zentrums für Islamische Theologie in Münster, Ahmad Milad Karimi. Karimi ist ein Religionsphilosoph, der bestens in der Geistesgeschichte sowohl des Abendlandes wie des Morgenlandes bewandert ist. Einst als Flüchtlingskind nach Deutschland gekommen, hat der umtriebige Philosoph und Theologe eine vielbeachtete Neuübersetzung des Korans vorgelegt. Dabei hat Karimi größten Wert darauf gelegt, die ästhetische und poetische Qualität des Korans in die deutsche Sprache zu übertragen. "Eine Übersetzung, die nur von der Idee getragen wird, eine Botschaft in eine andere Sprache zu übertragen, ist verfehlt", sagt Karimi. Der Koran besitze eine eigene literarische Qualität, vergleichbar mit Homers "Ilias" oder der "Odyssee". Gerade diese Besonderheit des Korans ist es, die Karimi fasziniert und die er in den aktuellen Debatten um den Islam vermisst. Dabei sieht er auch die in Deutschland lebenden Muslime in der Pflicht. Es sei auch die Aufgabe der Muslime, zu zeigen, dass es "uns genauso wie den anderen Traditionen um Freiheit, Menschenwürde und Bewahrung der Schöpfung geht". Darauf verpflichte der Koran die Gläubigen, so Karimi, der seit 2012 Vertretungsprofessor für Kalam, islamische Philosophie und Mystik am Zentrum für Islamische Theologie in Münster ist. In Zeiten, in denen Terroristen sich mit ihren Verbrechen auf den Koran berufen, wirken diese Auslegungen beruhigend wie wirkungslos zugleich - zumal in der islamischen Welt die verbindliche Autorität fehlt, die für alle Muslime festlegt, was falsch und was richtig ist. Ein Gespräch mit dem Philosophen und Theologen Milad Karimi über die mystische Tradition im Islam, über den Koran als Gesamtkunstwerk und über die Frage, warum Religion für den Menschen in der Moderne so wichtig ist.

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