Gefangene

Gefangene

Das psychologisch dichte und emotional packende Kammerspiel 'Gefangene' von Ian Dilthey erzählt von der obsessiven Liebe zwischen einem entflohenen Häftling und einer deutschen Biologin. 'Du bist in einem Raum, der hat keinen Eingang, keinen Ausgang, kein Fenster und kein Ventilationssystem. Wie fühlst du dich?' 'Wie komme ich denn da rein?', fragt Irene ausweichend. Ihre Freundin Paula insistiert: 'Wie fühlst du dich in diesem dunklen Raum?' Aber Irene antwortet nicht. Sie kennt diesen Raum. Es ist ihrer. Der Raum, in dem Irene sich von Leere eingehüllt bewegt. Sie sitzt mit Paula in einer Bar. Sie geht durch den langen Flur der Universität. Sie steht vor ihren Studenten und erklärt, dass nur bestimmte Lebewesen in sauerstoffarmen Gewässern atmen können. Sie sitzt im Labor des biologischen Institutes. Sie geht die Mauer entlang, die ihre Wohnung von dem Gefängnis gegenüber trennt. Sie sitzt in ihrer aufgeräumten Küche. Sie steht am Fenster ihres Zimmers und schaut hinüber zum Gefängnis. Ein Raum, in dem Irene lebt, als warte sie. Eines Tages klingelt es an ihrer Tür. Irene schaut durch den Spion und öffnet zögerlich. Ein Mann platzt herein und schließt schnell wieder die Tür hinter sich. Sein Bein ist verletzt. Ein Flüchtling aus dem Gefängnis gegenüber, der sich jetzt in ihrer Wohnung einnistet. Ein Fremder, der plötzlich in ihr Leben eindringt. Und Irene gelingt es nicht zu entkommen. Nur, nach und nach wird immer deutlicher, dass sie nicht entkommen möchte. Im Gegenteil: Irene hat den Fremden angelockt, ihm Briefe ins Gefängnis geschickt. Jetzt ist er hier und hält sie gefangen wie eine Geisel, verfolgt aufmerksam jede ihrer Bewegungen, schaut ihr beim Leben zu. 'Ein dunkler Raum, der keine Türen, keine Fenster und kein Ventilationssystem hat. Wie fühlst du dich?', fragt sie ihn. Beide, der Mann aus dem Gefängnis und Irene, haben die gleiche Antwort darauf. Langsam kommen sie sich näher. Aber dann taucht unerwartet Paula auf. Die Situation eskaliert, und Irene muss sich entscheiden. Sie gerät dabei immer tiefer in den dunklen Raum ohne Ausgang. Und doch ist das gleichzeitig die Befreiung aus ihrem Gefängnis.

Bewertung

0,0   0 Stimmen