Gangsterläufer

Gangsterläufer

Ein Messer in der Tasche, Adrenalin im Blut und einen Traum im Kopf: Gangster sein. Yehya ist 15 und sein Traum fast wahr, als der Filmemacher Christian Stahl ihn im Treppenhaus kennenlernt.

Yehya ist nicht nur der nette Nachbarsjunge, sondern auch "Boss von der Sonnenallee" - einer der Gangsterläufer von Berlin-Neukölln. Für die Behörden ein Intensivstraftäter, in seiner Vorstellung einer der Größten im Kiez: "Ich hab 'nen eigenen Staatsanwalt!"

Yehya, Sohn palästinensischer Flüchtlinge aus dem Libanon, Rütli-Schüler mit lauter Einsen - und Häftling. Mit 17 wird Yehya nach einem Raubüberfall zu drei Jahren ohne Bewährung verurteilt.

Regisseur Christian Stahl begleitet Yehya durch die Jahre im Gefängnis und parallel dazu seine Familie in Neukölln. Die Zuschauer sind dabei, wenn Yehyas Welt- und Gangsterbild wackelt, er in der Knasthierarchie schnell wieder aufsteigt, sich dem Islam zuwendet und im Knast plötzlich selbst zum Opfer wird.

Sein Vater versucht mit einer Mekka-Pilgerfahrt, die Familienprobleme zu lösen, Yehyas Brüder treten in seine Fußstapfen, der Staat will Yehya abschieben oder zurückschicken ins Flüchtlingslager nach Beirut. Seine Eltern, die als Flüchtlinge in Deutschland 14 Jahre lang nicht arbeiten durften und in ihrer Welt blieben, verzweifeln. "Ich hatte nicht mal eine U-Bahn-Strafe in 17 Jahren", sagt Rached, der Vater, "und was machen die Kinder?"

Und Yehya? Er analysiert sich und seine gesellschaftliche Realität messerscharf vor der Kamera und kann doch nicht raus aus seiner Haut. "So bin ich aufgewachsen. Selbst wenn ich es falsch finden würde, ich würde mich gar nicht trauen, anders zu denken."

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