Fünf Uhr am Nachmittag

Fünf Uhr am Nachmittag

Afghanistan, Anfang des 21. Jahrhunderts: Die Taliban sind gestürzt, doch das fundamentalistische Gedankengut ist noch in den Köpfen der bärtigen Männer. Noqreh (Agheleh Rezaie), eine aufgeschlossene und moderne junge Frau, bekommt dies tagtäglich zu spüren. Nur wenn sie sich von ihrem Vater (Abdolgani Yousefrazi), einem gottesfürchtigen Kutscher, unbeobachtet wähnt, packt sie ihre weißen Pumps aus und stöckelt durch die Ruinen von Kabul. Als ihr dabei einmal ein Mann über den Weg läuft und die Unverschleierte zu Gesicht bekommt, wendet er sich entsetzt ab und spricht ängstlich ein Gebet: 'Gott, behüte! Gott, vergebe mir meine Sünden!' Nach der Koranschule, in der Noqreh gemeinsam mit ihren Leidensgenossinnen die offizielle Gehirnwäsche über sich ergehen lassen muss, besucht sie heimlich eine neu eröffnete Mädchenschule. Hier können Frauen Fragen stellen und engagiert diskutieren. Noqreh hat große Pläne für sich und ihr Land: Seit sie davon gehört hat, dass im Nachbarland eine Frau Staatsoberhaupt ist, träumt sie davon, Präsidentin von Afghanistan werden. Ein junger Dichter (Razi Mohebi) soll ihr dabei helfen. Doch die Realität holt die junge Träumerin bald wieder ein. Auf der Suche nach einer anderen Unterkunft zieht Noqreh mit dem Vater, ihrer Schwägerin Leilomah (Marzieh Amiri) und deren krankem Baby durch die Ruinen von Provisorium zu Provisorium. Als sich herausstellt, dass Noqrehs Bruder, an dessen Rückkehr die Familie große Hoffnungen knüpfte, durch eine Tretmine starb, beschließt der Vater, die Stadt zu verlassen und eine heilige Zuflucht, weit entfernt von Kabul, zu suchen. Doch ohne Wasser und Nahrung stirbt bald Leilomahs Kind, und auch ihr Pferd krepiert. Samira Makhmalbaf, Tochter des iranischen Autorenfilmers Mohsen Makhmalbaf ('Reise nach Kandahar'), drehte dieses ernüchternd realistische und zugleich poetische Sittenbild über den afghanischen Alltag nur mit Laiendarstellern. Visuell eindrucksvoll schildert die Regisseurin das Leben der Menschen im zerbombten Kabul, das wie eine Geisterstadt anmutet.

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