Freistatt

Freistatt

"Freistatt" entstand nach dem mit dem Emder Drehbuchpreis ausgezeichneten Buch von Nicole Armbruster und Marc Brummund, die 2013 dafür mit dem deutschen Drehbuchpreis ausgezeichnet wurden. "Uns hat diese unerhörte Gleichzeitigkeit fasziniert", sagt Marc Brummund, "auf der einen Seite eine Gesellschaft, die zwischen Rock'n'Roll und Studentenrevolte schier unbändig nach Freiheit zu streben scheint, auf der anderen Seite die Fortschreibung eines institutionalisierten und in seiner Dimension kaum vorstellbaren Missbrauchs in Erziehungsheimen und Institutionen". Der Film basiert auf wahren Begebenheiten: In den 1950er und 1960er Jahren wurden mehr als eine halbe Million Kinder und Jugendliche in kirchlichen und staatlichen Heimen der Bundesrepublik oft seelisch und körperlich schwer misshandelt und als billige Arbeitskräfte ausgebeutet. Manchmal genügten den Ämtern der Hinweis der Nachbar:innen auf angeblich unsittlichen Lebenswandel, Nichtigkeiten wie "Arbeitsbummelei", Schulschwänzen oder auch die reine Willkür der Eltern, um junge Menschen für Jahre in Heimen verschwinden zu lassen. In diesen Institutionen regierten gar nicht oder nur unzureichend ausgebildete Erzieher:innen, die oft einem Orden angehörten und als Verfechter christlicher Werte auftraten, mit aller Härte. Den Jugendlichen wurden keine oder nur mangelhafte Ausbildungsmöglichkeiten ermöglicht. Nur wenig von dem, was im Inneren der angeblichen Erziehungsheime stattfand, drang damals nach außen.

Marc Brummund und Kamerafrau Judith Kaufmann erzählen von Isolation und Demütigung in großen und eindringlichen Bildern. Louis Hofmann, 2017 europäischer Shooting Star der Berlinale, ist in einer seiner ersten Hauptrollen zu erleben, für die er 2014 den Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchsdarsteller erhielt. Eindringlich verkörpert er das Ausgeliefertsein, die Isoliertheit und den trotzdem nie gänzlich unterdrückten Widerstand des jungen Wolfgang.

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