Frauen in Pink - Power gegen Brustkrebs

Frauen in Pink - Power gegen Brustkrebs

Eine berührende Reportage über Frauen, die sich trotz ihrer Krebsdiagnose nicht unterkriegen lassen. Mit "Tagesschau"-Sprecherin und NDR Autorin Judith Rakers.

Nina war 37, verheiratet, Mutter von zwei kleinen Jungen und gerade in Elternzeit, als die Diagnose der Ärzte hieß: multizentrisches Mammakarzinom mit Lymphknotenmetastase. Das war vor vier Jahren. Doch Nina wirkt überhaupt nicht aus der Bahn geworfen. Im Gegenteil: Sie ist viel unterwegs, telefoniert, organisiert, lacht und freut sich. Zusammen mit anderen jungen Frauen hat sie die Selbsthilfegruppe Kieler BrustkrebsSprotten gegründet. Das Ziel: gemeinsam mit Mut und Zuversicht dem Krebs die Stirn bieten.

Nina und die anderen BrustkrebsSprotten erzählen Judith Rakers, wie man aus der Schockstarre herauskommt, wo es Unterstützung gibt, was in schwierigen Momenten am meisten hilft.

Rund 70.000 Frauen erkranken jährlich neu an Brustkrebs. Das sogenannte Mammakarzinom tritt häufiger bei jungen Menschen auf als die meisten anderen Krebsarten. Fast 30 Prozent der betroffenen Frauen sind jünger als 55 Jahre. Bei der Arbeit, im Bekannten- und Freundeskreis gilt das Thema häufig als Tabu. Viele sind unsicher, wie sie sich gegenüber erkrankten Frauen verhalten sollen. Die Kieler BrustkrebsSprotten gehen offensiv mit der Krankheit um. Sie wollen raus aus der Tabuzone. Ihr Erkennungszeichen: ein pinkfarbenes Outfit und pinke Armbänder.

Nina und ihre Mitstreiterinnen Angie und Betti haben sich während der Krebsbehandlung kennengelernt. "Wir waren froh, auf andere junge Frauen zu treffen. Wenn man berufstätig ist und Kinder hat, steht man vor ganz anderen Problemen als Frauen mit 60plus", erzählt Nina. Mittlerweile treffen sich die Sprotten regelmäßig. Zur Selbsthilfegruppe in den Räumen der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesellschaft in Kiel kommen Frauen aus dem ganzen Umland. "Es gibt sonst keine vergleichbaren Angebote", sagt Nina. Zurzeit steht die Vorbereitung eines Benefizmarktes an. Der SprottenMarkt im Herrenhaus Borghorst mit Kunsthandwerk, Musik, Zirkus und einer Tombola soll Geld in die Gruppenkasse spülen für Öffentlichkeitsarbeit und die Einrichtung einer eigenen Brustkrebsberatungsstelle in der Kieler Universitätsklinik. Ninas Traum ist, dort zu arbeiten, wenn sie wieder arbeiten kann. Sie macht eine Ausbildung zur Onkolotsin, damit sie Frauen beraten kann, wenn sie die Diagnose Brustkrebs bekommen.

Sport spielt eine große Rolle bei den Sprotten. Judith Rakers macht mit beim Training der Frauengruppe und erfährt, wie wichtig Entspannung, Bewegung und Spaß im Kampf gegen die Krankheit sind. Das Programm "Drums and Fun" richtet sich gezielt an Brustkrebspatientinnen und hilft auch dabei, Frust und Aggressionen rauszulassen, die die Krankheit mit sich bringt.

Die finanzielle Situation von jungen Brustkrebspatientinnen ist oft schwierig. Viele macht die Krankheit arm. Simone zum Beispiel ist 45 Jahre alt und alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Sie leidet unter den Nachwirkungen der Chemotherapie und kann in ihrem Job als Apothekenhelferin nicht mehr arbeiten. Ihre Rente ist knapp. Simone kommt regelmäßig zu den Sprotten-Treffen. Der Austausch mit den anderen Frauen ist wichtig. Allein das Gefühl, mit ihren Problemen nicht allein zu sein, hilft. Häufig geht es bei den Treffen auch um die Kinder. Auch sie leiden, wenn die Mutter an Krebs erkrankt. Wie man damit umgehen kann, und wo es Unterstützung gibt, erfahren die Frauen hier.

Simones 15-jährige Tochter Julia freut sich auf einen Ausflug zum Biohof Gut Medewege. Der Hospizverein Schwerin veranstaltet dort einen Erlebnistag mit therapeutischem Reiten für Kinder, deren Eltern an Krebs erkrankt sind. Simone, Julia und Judith Rakers treffen dort andere Eltern und Kinder, die davon betroffen sind. Wenn die Mutter oder der Vater Krebs bekommen oder daran sterben, gerät die Welt der Kinder ins Wanken. Der Hospizverein Schwerin begleitet sie in dieser schwierigen Phase. Schöne Erlebnisse wie der Tag auf dem Biohof sollen ihnen ein Stück Normalität vermitteln und zeigen, dass Spaß haben, toben, fröhlich sein trotz Angst und Trauer möglich sind.

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