Feuer und Flamme für die Kunst
Baron de Coubertin, der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit und Erfinder dieser Olympischen Kunstwettbewerbe, war davon überzeugt, dass nur die Einheit von Muskel und Geist den 'vollständigen Menschen' hervorbringt. Dieser Wettbewerb beinhaltete fünf Kategorien: Malerei, Bildhauerei, Musik, Literatur und Architektur. In dem Film von Alexa Oona Schulz werden zwei Menschen, die dem Ideal entsprachen, aus eigener Anschauung diesen besonderen Geist der Olympischen Spiele des frühen 20. Jahrhunderts noch einmal heraufbeschwören können. Gilbert Prouteau, heute weit über 80, sollte als französischer Meister im Dreisprung an der Olympiade 1948 in London teilnehmen. Als er sich vor den Spielen verletzte, reichte er kurzer Hand ein Gedicht ein - und gewann eine Bronzemedaille. Er ist einer der zwei letzten noch lebenden Teilnehmer bei den Olympischen Kunstwettbewerben. Ebenfalls Bronze erhielt der damals 17-jährige Hans Helmut Stoiber 1936 in Berlin für sein Gedicht 'Der Diskus'. Seine Medaille nahm er vor den leeren Rängen des Stadions in Empfang, erzählt er heute lächelnd. 'Nach den sportlichen Ehrungen interessierte sich keiner mehr für die Künstler.' Aber er trägt die abgewetzte Münze bis heute immer bei sich. Seit 25 Jahren ist der Olympiahistoriker Karl Lennartz auf Spurensuche. Im Keller seines Reihenhauses hat er eine umfangreiche Literatursammlung angelegt. Antike olympische Statuen dekorieren die vollen Regale, Partituren stapeln sich auf dem Tisch neben architektonischen Skizzen. Und er kann detailreich kleine Anekdoten über die olympischen Kunstwettbewerbe zwischen 1912 und 1948 erzählen. Die gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhänge ergänzen der Sportsoziologe Thomas Alkemeyer und die Kunsthistorikerin Joann Skrypzak. Auch in London bei den Olympischen Spielen 2012 wird Kunst zu sehen sein - allerdings ohne Treppchen und Medaillen. Mehr als 300 Künstler haben sich für die Olympischen Spiele angemeldet. Auch sie sind mit Feuer und Flamme dabei - im Wettlauf um die Anerkennung der Zuschauer.