Farbfernseher aus Staßfurt - Der RFT Color 20

Farbfernseher aus Staßfurt - Der RFT Color 20

"Ich weiß noch genau, wie wir am 3. Oktober 1969 im RFT-Fernsehgerätewerk Staßfurt der allerersten DDR-Farbsendung entgegenfieberten. Wir hatten drei funkelnagelneue 'Color 20' aufgestellt und die Mitarbeiter saßen in Scharen davor, gespannt, ob es tatsächlich funktionieren würde und wir das erste Mal live in Farbe fernsehen können. Das war sehr aufregend", erinnert sich Franz Korsch, ehemaliger Betriebsdirektor des RFT-Fernsehgerätewerks Staßfurt.

Das Projekt Farbfernsehen in der DDR glückt mit Bravour. Um 20 Uhr am 3. Oktober 1969 - nur zwei Jahre nach der BRD - strahlt das DDR-Fernsehen seine erste Sendung in Farbe aus. Gebührend feierlich drückt Walter Ulbricht auf den großen roten Knopf und eröffnet damit das zweite Programm des DDR-Fernsehens, das von nun an jeden Abend bunte Unterhaltung in die Wohnzimmer der Bürger bringt. "In diesen Minuten beginnt der Fernsehfunk der Deutschen Demokratischen Republik mit den Sendungen des zweiten Programms. Damit werden zum ersten Mal auch Farbfernsehprogramme in unserem Land ausgestrahlt", so Ulbricht in seiner Eröffnungsansprache.

Die brandneue Flimmerkiste dazu ist eine Sensation. Der "RFT Color 20" ist das weltweit erste Gerät, das volltransistorisiert auf Halbleiterbasis gebaut wird und damit weniger Energie verbraucht als alle anderen zuvor entwickelten Geräte. Ohne jegliche Vorkenntnisse, mit erheblichem Materialmangel und unter enormem Zeitdruck gelang es den Wissenschaftlern in nur vier Jahren, alle Schwierigkeiten auszumerzen und einen Fernseher zu entwickeln, der stromsparend und noch dazu in Farbe sendet. Eine Meisterleistung!

"Der Farbfernseher sollte eigentlich erst 1970 in Produktion gehen. Doch 1967 - als das Westfernsehen Farbe einführte - hieß es plötzlich von ganz oben, das Gerät müsse bereits 1969, zum 20. Jahrestag der DDR, fertig sein und soll den Namen Color 20 tragen", erinnert sich der Chefentwickler des "Color 20", Horst Schlesier. "Ein Jahr weniger für die Entwicklung! Das hat uns oft an unsere Grenzen gebracht. Aber wir haben es geschafft."

Mit der Produktion des "Color 20" entwickelt sich das RFT-Werk in Staßfurt zu dem Fernsehgerätehersteller der DDR. Zu Spitzenzeiten arbeiten dort 4.000 Beschäftigte.

Die Dokumentation zeigt die Geschichte des RFT-Werkes - von den Anfängen bis zum Kampf um das Werk nach der Wende. Autorin Linda Süß taucht ein in die aufwändige Entwicklung des ersten Farbfernsehers, trifft den Chefentwickler, Horst Schlesier, und begleitet den ehemaligen Betriebsdirektor des Werkes, Franz Korsch, der mit seinen 82 Jahren noch immer für Fernsehgeräte aller Art große Leidenschaft hegt. Dafür steht unter anderem sein RFT-Museum in Staßfurt.

Ein Blick hinter die Kulissen des DDR-Fernsehens verdeutlicht zudem, wie aufwändig 1969 die Umstellung auf Farbe war. Die Studioleiter, Kameramänner und -frauen, Moderatorinnen und die Maskenbildnerinnen mussten ihre Arbeit völlig neu interpretieren. Jeder einzelne von ihnen ist heute noch stolz darauf, bei einem so einzigartigen Ereignis dabei gewesen zu sein.

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