Ethik oder Etikettenschwindel? - Biofleisch zwischen Tierwohl und Trittbrettfahrern

Ethik oder Etikettenschwindel? - Biofleisch zwischen Tierwohl und Trittbrettfahrern

Die Deutschen essen gerne Fleisch. Auch wenn es einen großen Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung gibt und der Pro-Kopf-Fleischverbrauch in den letzten Jahren um acht Kilogramm gesunken ist, statistisch betrachtet isst jeder Deutsche 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Das sind 750 Millionen Tiere im Jahr.

Umfragen zeigen: Viele geben gerne mehr Geld für Fleisch aus, denn sie erhoffen sich davon, dass es den Tieren besser geht als den konventionell gehaltenen. Ein frommer Wunsch, den die Biobranche zu erfüllen versucht: Entspannte Rinder auf grünen Wiesen, Schweine, die sich im Freien unter blauem Himmel im Gras wälzen dürfen und glückliche Hühner, die ihre Eier in riesige Strohnester legen - so werden die Tiere auf den Verpackungen inszeniert. Die Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen für diese Bioidylle gerne mehr.

Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Unzulängliche EU-Verordnungen lassen den Biofleischproduzenten so viele Spielräume, dass sich die Haltungsbedingungen der angeblich glücklicheren Tiere nur wenig von denen der konventionellen Tierhaltung unterscheiden. Auch bei der Schlachtung sieht es oft nicht besser aus: Am Ende ihres Lebens erleiden die meisten Biotiere - oft nach einem langen Transport - denselben Tod wie ihre Leidensgenossen aus konventioneller Haltung. Auf manchen Schlachthöfen wird der Tierschutz sogar im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten. Aber weil man für das Label "Bio" höhere Preise verlangen kann, sind längst Trittbrettfahrer unterwegs, denen das Tierwohl viel weniger am Herzen liegt als eine hohe Rendite.

Ökoprodukte erobern den Massenmarkt und das schadet vor allem den "echten" Biobauern, die sich ernsthaft um das Wohl ihrer Tiere bemühen. Denn beim Preiskampf um das billigste Biofleisch können sie nicht mithalten. Dazu kommen noch gesetzliche Hürden. Bäuerinnen und Bauern, die sich zum Beispiel für eine sanfte Schlachtung am Hof ohne Transportwege einsetzen, bekommen bürokratische Steine in den Weg gelegt.

SR Autorin Sigrid Born hat mit ihrem Kamerateam Biobäuerinnen und Biobauern und Funktionäre, Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Politikerinnen und Politiker aufgesucht und befragt. Sie hat zusammen mit Tierschützerinnen und Tierschützern die zum Teil erschütternden Zustände in Betrieben und Schlachthöfen dokumentiert, die trotzdem das Label "Bio" tragen. Was kann man als Kundin und Kunde tun, um echte Biolandwirte zu fördern und nicht auf die falschen Versprechungen der Trittbrettfahrer hereinzufallen?

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