Essen als Sucht - Wenn das Leben nicht satt macht
'Ich habe alles in mich reingestopft, bis zu fünf Döner und Süßigkeiten bis ich keine Luft mehr bekommen habe und mich nicht mehr bewegen konnte.' Olaf K. (40) leidet unter der Binge Eating Disorder, einer Essstörung mit anfallartigen, massiven Essattacken. Die Krankheit führt zwangsläufig zur Adipositas, zur Fettleibigkeit. Olaf K. wog in Spitzenzeiten 220 Kilo. Er hat sein Studium abgebrochen, sich verschuldet und seine Partnerin verloren. 2008 ging es ihm so schlecht, dass er kaum noch das Haus verließ und über Selbstmord nachdachte. Doch sein Tiefpunkt war auch der Wendepunkt in seinem Leben. Er hat sich zu einer Magenbypass-Operation entschlossen. Doch bevor diese genehmigt wird, muss er seine Essstörung im Griff haben. Denn: Wenn er mit verkleinertem Magen Essanfälle bekommt, kann das fatale Folgen haben. Die Nähte in ihm könnten reißen. Auch für Elke E. (44) ist die Operation die letzte Hoffnung im Kampf gegen das Übergewicht. 'Ich habe meine Lebensqualität verloren und bekomme immer mehr gesundheitliche Probleme', sagt sie. Wenn Elke E. ins Kino oder Konzert gehen will, muss sie sich vorher vergewissern, ob die Sitze breit genug sind. Schon manche Konzertkarte hat sie verfallen lassen, um sich die abwertenden Blicke ihrer Mitmenschen zu ersparen. Sie wiegt 172 Kilo bei einer Größe von 1 Meter 72. Ehemann Lutz (45) und ihre Kinder André (21) und Juliane (23) unterstützen die Operationspläne, obwohl sie auch um die Gefahren wissen und große Angst um ihre Mutter haben. Weltweit sind derzeit eine halbe Milliarde Menschen fettleibig, fast doppelt so viele wie noch 1980. Die Autorinnen Regina Milde und Julia Geyer begleiten zwei Menschen bei ihrem Versuch, den lebenslangen Kampf gegen ihr Übergewicht doch noch zu gewinnen.