Erzähl mir Europa

Erzähl mir Europa

Welche Erzählung von Europa gibt es im Osten, in den Transitländern, in Kerneuropa, in den alten westlichen Kolonialmächten? Gibt es eine gemeinsame europäische Idee?

Mythen formen Gesellschaften, tragen zur Identifikation bei, weil sie Bilder vom Eigenen und vom Fremden bestimmen. Mythen stiften Sinn. Doch ist es nach Brexit, Finanzkrise und Flüchtlingsdrama an der Zeit zu fragen, ob der Mythos Europa noch funktioniert.

Ein Mythos: die Idee eines gemeinsamen Europas. Das war die große Erzählung der Nachkriegsjahre, die Utopie während des Kalten Krieges. Unter dem Eindruck der großen Zahl an Flüchtlingen im Jahr 2015 hat Europa jedoch einen Offenbarungseid abgelegt. Und gezeigt, dass es "die" europäische Idee nicht gibt. Am 31. August verkündete die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Wir schaffen das!" Sie meinte damit Deutschland, doch es hätte ein Aufbruch sein können für eine gemeinsame europäische Politik. Europa ist ihr nicht gefolgt. Wie konnte Europa vor unseren Augen so auseinanderfallen?

Ein Jahr nach dem historischen Ausspruch untersucht "Erzähl mir Europa", ob das gemeinsame Europa nicht eher ein Märchen als ein tragender Mythos ist. Funktioniert die Idee Europa nicht, weil sie vernachlässigt hat, wie unterschiedlich die Geschichte ihrer Mitglieder verlaufen ist? Vom ehemaligen Warschauer Pakt-Staat bis zur ehemaligen westlichen Kolonialmacht - größer können die Unterschiede fast nicht sein. Unterschiede, die wir weitgehend ignoriert haben.

Für "Erzähl mir Europa" reisen die Autoren durch Europa, tauchen ein in die Geschichte, die Mythen der Europäer. Sie sprechen mit der polnischen Filmemacherin Agnieszka Holland, dem Schweizer Theaterregisseur Milo Rau, Schriftstellern wie dem Franzosen Tahar Ben Jelloun und dem Niederländer Leon de Winter, dem österreichischen Musiker Marco Michael Wanda, dem Historiker Heinrich August Winkler und der deutschen Politologin Ulrike Guérot. Sie spüren ihren Erzählungen über Europa in verschiedenen Teilen des Kontinents nach und erforschen, ob es nicht doch Ansätze für eine große gemeinsame Erzählung von Europa gibt.

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