Er nannte sich Y

Er nannte sich Y

Künstlerporträt 

Eine Ausbildung an den Akademien der DDR oder eine Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler der DDR bleiben A.R. Penck verwehrt, obwohl er sich mehrfach darum bewarb. Und obwohl seine zwischen Abstraktion und Figuration pendelnde Kunst nicht dem ästhetischen Ideal des sozialistischen Realismus entspricht, teilt er die kulturpolitische Auffassung von der Rolle des Künstlers als gesellschaftlich relevante Kraft. Immer wieder setzt sich Penck mit dem real existierenden Sozialismus auseinander und reibt sich an seinen Widersprüchen. Mitte der sechziger Jahre vermittelt Georg Baselitz Winklers Arbeiten an den Galeristen Michael Werner, der 1968 eine erste Einzelausstellung in Köln organisiert. 1972 nimmt er erstmals an der documenta, der 5. Weltkunstausstellung in Kassel, teil. Alles ohne Wissen und Genehmigung der Behörden. Das macht ihn angreifbar. Die Staatssicherheit, die den Künstler seit 1968 überwacht, wird ihre Spitzel bis zum Ende der DDR in seinem Umfeld platzieren, obwohl er seit 1980 im Westen lebt. Seine Gemälde und plastischen Arbeiten werden schließlich weltweit in Galerien und Museen gezeigt und obwohl A.R. Penck zu den wichtigsten Avantgarde-Malern gehört, die in den siebziger und frühen achtziger Jahren die Erneuerung der Malerei in Deutschland vorangetrieben haben, ist er heute weitgehend unbekannt. Die umfangreichen Recherchen für den Film förderten unbekanntes Ton- und Filmmaterial, Fotos und kleine Kunstwerke zu Tage. Als besonderer Glücksfall erwies sich der Fund von zwanzig verschollen geglaubten Super-8-Filmen, die Ralf Winkler gemeinsam mit Wolfgang Opitz zwischen 1970 und 1980 in Dresden realisierte. Darunter befinden sich einzigartige Aufnahmen, die Penck bei der Arbeit im Atelier zeigen und bislang unbekannte Kunstaktionen dokumentieren. Ehemalige Weggefährten, wie Peter Makolies, Achim Freyer oder Volker Henze aber auch bedeutende Ausstellungsmacher, wie Kasper König und Dieter Koepplin geben Auskunft und offenbaren einen sensiblen wie politischen Künstler, der seine Ideen verwirklichte und auch die Konfrontation nicht scheute. Besonders ergiebig erwies sich das Archiv des Kölner Fotografen Benjamin Katz, in dem über 20.000 Aufnahmen von A.R. Pencks Arbeitsweise, seinem Ideenreichtum und seiner Vielseitigkeit zeugen und von denen 99 Prozent unveröffentlicht sind.

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