Ennahdha - Tunesien im Wandel

Ennahdha - Tunesien im Wandel

DokumentarfilmFrankreich / Belgien  

26. Oktober 2011: Die religiöse Ennahdha-Bewegung ("Partei der Wiedergeburt") geht mit gut 40 Prozent als Siegerin aus den ersten freien Wahlen in Tunesien hervor - und ist die erste islamistische Partei, die in der arabischen Welt auf demokratischem Weg an die Macht gelangt. Die 1981 von Rachid Ghannouchi und Abdelfattah Mourrou gegründete Partei überzeugte die Wähler, weil sie gemäßigt auftrat. Ennahdha verkörperte für zahlreiche Beobachter und ausländische Regierungen einen modernen Islam - ein willkommenes Symbol für eine neue Ära in der arabischen Welt. Aber war dieser nach außen demonstrierte demokratische Wandel nur Fassade?
Mit Ennahdha kommt nach dem revolutionären Umbruch des arabischen Frühlings ein Riese mit tönernen Füßen an die Macht. Schlecht aufs Regieren vorbereitet, verliert die Partei rasch einen Teil ihrer Verbündeten und schafft es nicht, den post-revolutionären wirtschaftlichen und sozialen Abrutsch zu bremsen.
Zwei Jahre nach dem Wahlsieg der demokratisch gewählten Bewegung sind die Tunesier zutiefst enttäuscht über ihre Regierung. Die Partei ist von internen Spaltungen heimgesucht und muss vor dem Hintergrund einer heftigen sozialen Krise und beunruhigenden Eskalation politischer Gewalt regieren - eine Gewalt, die mit dem Anschlag auf die US-amerikanische Botschaft in Tunis und der Ermordung des Rechtsanwalts und Regimegegners Chokri Belaïd ihren Höhepunkt erreicht.
Trotzdem gelingt es Ennahdha letztendlich, das Gesicht zu wahren, indem die Partei 2014 die Annahme der neuen tunesischen Verfassung - der liberalsten der arabischen Welt - ermöglicht, und durch ihr Austreten aus der Regierung. Bei den Parlamentswahlen Ende Oktober 2014 wird die Partei der Wiedergeburt erneut als Favoritin gehandelt.

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