Elke Helene Heidenreich - Fast ein Selbstportrait

Elke Helene Heidenreich - Fast ein Selbstportrait

Sie ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten im deutschsprachigen Kulturbetrieb, geliebt und verehrt von den einen, umstritten bei den anderen: die in Essen und Bonn aufgewachsene Wahlkölnerin Elke Helene Heidenreich.

Sie war ein Comedy-Star, bevor es diesen Begriff in Deutschland gab: Als "Metzgersgattin" Else Stratmann war sie Publikumsliebling und "Weltgewissen", kommentierte sie in bestem Kohlenpott-Deutsch Alltagsbegebenheiten wie auch das große Ganze, begleitete sie Olympische Spiele und beobachtete sie das Treiben von Europas Königshäusern.

Elke Helene Heidenreich war aber auch Talk-Queen, zunächst als Nachfolgerin von Alfred Biolek im legendären "Kölner Treff" des WDR, dann im ZDF bei "live - Talk in der Alten Oper Frankfurt" sowie für den SFB in Berlin in der Gesprächssendung "Leute".

Als Autorin von Drehbüchern, Kinderbüchern oder schöngeistiger Literatur und gleichzeitig Literaturvermittlerin in Hörfunk und Fernsehen fand die studierte Geisteswissenschaftlerin zu ihrer eigentlichen Berufung. Ihre Bücher "Kolonien der Liebe", "Der Welt den Rücken" oder "Nero Corleone" und "Am Südpol, denkt man, ist es heiß" wurden Bestseller und in etliche Sprachen übersetzt. Ihre Auftritte in Literatursendungen des deutschen wie auch des Schweizer Fernsehens erregten und erregen Aufsehen. Mit großem Wirbel endete nach erfolgreichen Jahren ihre ganz eigene Literatursendung "Lesen!" im ZDF: Elke Helene Heidenreich hatte sich überdeutlich Marcel Reich-Ranickis Pauschalkritik an der mangelhaften Programmqualität des öffentlich-rechtlichen Fernsehens angeschlossen, was ihr damaliger Haussender mit dem Ende der Zusammenarbeit beantwortete.

Der Film von Klaus Michael Heinz zeichnet dieses bewegte Leben nach. Er beobachtet Elke Helene Heidenreich, die am 15. Februar 2018 ihr 75. Lebensjahr vollendet, bei ihrer vermutlich letzten literarischen Soirée, gibt der Autorin in deren Kölner Zuhause noch einmal ausführlich Gelegenheit, sich mit gewohntem Esprit und gewohnter Emotionalität über Freund und Feind zu äußern, sich mit missionarischem Eifer für das Lesen und für die Oper und gegen die allgemeine Kulturlosigkeit oder den kölnischen Schlendrian auszusprechen.

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