Einer wie Erika

Einer wie Erika

Erika Schinegger ist schon immer etwas Besonderes gewesen. Bei ihrer Geburt schaut die Hebamme einen Moment länger hin als üblich, bevor sie ein 'Mädchen' verkündet.

Der Vater, ein Landwirt in Kärnten, ist enttäuscht, er hatte sich auf einen Sohn gefreut.

Die Mutter ist glücklich, ein gesundes Kind zu haben. Ein wilder Feger, der sich bald mehr für das Innenleben des Traktors auf dem elterlichen Hof interessiert als für Puppen oder Kleider. Das gibt ständig Ärger. Erika selbst spürt bald, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Das sieht sie allein schon beim Blick in den Spiegel. Doch sonst fällt niemandem etwas auf. Erika wird eine begeisterte Skifahrerin. Sie fährt wilder und schneller als alle anderen Mädchen; wird ins Nationalteam aufgenommen. 1966 wird sie Weltmeisterin im Slalom. Der Triumph hält bis zu dem Tag, an dem auch im Sport vor der Olympiade in Grenoble der sogenannte 'Sex-Test' eingeführt wird. Und von einem Moment auf den anderen wird Erikas Welt komplett auf den Kopf gestellt: Die Chromosomenauswertung ist eindeutig - E. Schinegger ist männlich. Und das System, das Erika erst ins Rampenlicht gezerrt hat, zeigt nun schnell, aus welchem Holz es wirklich geschnitzt ist. Sie wird genötigt, 'freiwillig' aus der Nationalmannschaft auszuscheiden und auf die Olympia-Teilnahme zu verzichten. Skrupellose Funktionäre bedrängen Erika, sich mit einer 'völlig unkomplizierten' OP endlich ganz zur Frau machen zu lassen. Ein 19-jähriger Mensch steht plötzlich völlig alleine da im riesigen Trümmerhaufen seines jungen Lebens. Eine wahre Geschichte über gesellschaftliche Konventionen und Genderverständnis. Die Geschichte einer persönlichen Befreiung.

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