Einer trage des anderen Last

Einer trage des anderen Last

Anfang der 1950er-Jahre werden ein Offizier der Volkspolizei und ein evangelischer Vikar in ein gemeinsames Zimmer eines privaten Lungensanatoriums eingewiesen. Während der eine sein Stalinbild an die Wand pinnt, hängt der andere seinen Christus an. Es sind zwei ganz unterschiedliche Männer, die sich nicht aus dem Wege gehen können. Anfang der 1950er-Jahre wird der junge Volkspolizeioffizier Josef Heiliger mit einer akuten Tuberkulose in ein privates Sanatorium eingeliefert. Sein Zimmergefährte wird ausgerechnet Hubertus Koschenz, ein evangelischer Vikar. Der eine hängt sich Stalin übers Bett, der andere Jesus. Und nicht nur das: Wenn Josef Heiliger die Genossen zur Parteiversammlung ruft, dann lädt Hubertus Koschenz zur Bibelstunde ein. Wenn der eine morgens beim Rasieren selbstvergessen die Internationale anstimmt, dann setzt der andere dagegen 'Eine feste Burg ist unser Gott'. Es dauert nicht lange, da stehen sie vor dem Chefarzt Dr. Stülpmann mit der dringenden Bitte, auseinandergelegt zu werden. Doch der Chefarzt weigert sich - sie müssen es lernen, miteinander auszukommen. Das gehöre auch zum Heilungsprozess. Auch die resolute Oberschwester Walburga weist die beiden Kampfhähne immer wieder zurecht. Josef Heiliger, der irreversibel erkrankt ist, droht die Frühinvalidität. Ein neues, sehr teures amerikanisches Medikament, gibt es nur im 'Westen'. Dennoch fühlt er sich allmählich besser und erwidert schüchtern die Zuneigung seiner Mitpatientin Sonja, nicht ahnend, dass sie das neue Jahr nicht erleben wird. Auch mit Hubertus kommt er nach einem großen Zerwürfnis gut aus. Gemeinsam arbeiten sie an dessen Neujahrspredigt, die Heiliger gleich in die Maschine tippt. Im Frühjahr kann er entlassen werden, weil Hubertus auf das ihm von der Kirche besorgte amerikanische Medikament zu Gunsten des Freundes verzichtet hat. Lothar Warneke (1936-2005) inszenierte diese sehr lebendige Begegnung zwischen einem Christen und einem Marxisten 1987. Mehr als 15 Jahre hatte das Ringen um diesen von Wolfgang Held geschriebenen Film gedauert.

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