Eine andere Zeit

Eine andere Zeit

Eine Landstraße im Schnee. Aus der Ferne nähert sich langsam eine Gestalt. Es ist der Filmemacher Jean-Claude Cottet, der zwölf Jahre zuvor als 20-Jähriger seinen Heimatort Gremey in Obersavoyen verließ, nachdem sein Vater Bankrott gemacht hatte und das Haus der Familie versteigert werden musste. Heute leben seine Eltern in der Nähe ihres ehemaligen Hauses in einer Notunterkunft ohne fließendes Wasser. Ihr einziger Lichtblick ist der Garten, den sie mit viel Liebe pflegen. Mit Hilfe der Kamera versucht Jean-Claude Cottet, die durch all die Jahre der Abwesenheit gekappten Familienbande neu zu knüpfen. Ganz allmählich führen die Aufnahmen Vater, Mutter und Sohn zusammen und gewähren jedem einzelnen die Zeit, die er braucht, um die innere Distanz zu überwinden. 'Eine andere Zeit' erzählt von der Rückeroberung verlorener Liebe. Der behutsame Umgang mit der Distanz macht die Stärke dieses Dokumentarfilmes aus. In vorwiegend festen Kameraeinstellungen beobachtet Jean-Claude Cottet seine Familie aus der Perspektive eines Außenstehenden. Er bedient sich der Kamera, um den Kontakt zu seinen Eltern neu zu knüpfen - bis zu dem Augenblick, als seine Hand flüchtig die seines Vater berührt, bis die Kamera das Gesicht seiner Mutter zu liebkosen scheint, als diese bedauert, nur eine einzige Zeichnung ihres erwachsenen Sohnes zu besitzen.

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