Ein Leben im alten Kassel

Aufgewachsen im Kasseler Rotlichtviertel der zwanziger Jahre, schwer brandverletzt beim großen Bombenangriff und dann vollkommen mittellos beim Kasseler Wiederaufbau mit dabei - Willy Vasserot hat das Leben im alten Kassel von Geburt an erlebt, mit all seinen einzigartigen und schönen Momenten, aber ebenso auch die ärmlichen und problematischen Seiten. Den verheerenden Bombenangriff am 22. Oktober 1943 überlebte er als Luftschutzhelfer nur aufgrund mehrerer glücklicher Umstände. Bereits als Vierjähriger bekommt er von seinem Vater eine Mundharmonika geschenkt, zieht durch die engen Gassen der Altstadt. "Willy mit der Mundharmonika", so kennt man ihn dort. Bis heute begleitet ihn dieses Instrument durch sein Leben. Keine Wanderung mit Freunden, kein längerer Gang ohne Mundharmonika. Viel mehr als die Erinnerung an dieses Instrument ist ihm von seiner Kindheit auch nicht geblieben. Vater und Mutter verbrennen beim schweren Bombenangriff, die Wohnung wird vollkommen eingeäschert. Bis auf ein gemeinsames Foto mit seinen Eltern ist nichts mehr erhalten - außer seinen Erinnerungen. Und die sind zahlreich, detailgetreu und unglaublich emotional. Vasserots Erzählungen und die vieler weiterer Zeitzeugen lassen das Leben im alten Kassel noch einmal wiederauferstehen. Die Zeiten der Gemütlichkeit in einer der schönsten Fachwerk-Altstädte Europas, die Momente der schlimmsten Zerstörung und die Phase des Neuanfangs in einer Trümmerlandschaft - und immer mittendrin: Willy Vasserot.